Griechen und die Bild-Zeitung

Es sind ein paar hundert Meter Luftlinie vom Axel-Springer-Platz in Berlin bis zur griechischen Botschaft in der Jägerstraße. Wenn man also bei der Bild-Zeitung arbeiten würde und die Aufgabe hätte, die Finanzkrise in Griechenland zu beschreiben, dann könnte man – wenn man denn verschiedene Meinungen zu den Hintergründen einholen wollte – zu Fuß hingehen. Aber man müsste nicht einmal das tun, man könnte auch anrufen. Die Botschaft hat ein Pressebüro, und der Bild-Reporter könnte sich durchstellen lassen zu dem Leiter dieses Büros. Das dauert ein paar Sekunden. Und könnte schon ein paar Dinge ins Wanken bringen, die in der Bild-Zeitung in den letzten Tagen behauptet wurden.
Der Leiter des Pressebüros der griechischen Botschaft in Berlin ist 1945 geboren, wenn es also stimmen würde, was in der Bild-Zeitung steht, dass nämlich griechische Beamte spätestens mit Mitte fünfzig in Rente gehen, dann dürfte er da gar nicht sitzen. Er würde dann seit mehr als zehn Jahren seine Rente genießen, die ja nach den Recherchen der Bild-Zeitung fast 100 Prozent seines Gehaltes ausmacht – wobei in der Bild nicht steht, dass es sich dabei nur um das Grundgehalt handelt, während das, was sie tatsächlich überwiesen bekommen, in weiten Teilen Zuschläge sind. Die Diplomaten an der Botschaft werden in Wahrheit bestenfalls 15 oder 20 Prozent ihres Gehaltes als Rente bekommen, wenn überhaupt. So wie alle diese griechischen Beamten, von denen die Bild-Zeitung und andere gerade behaupten, sie wären es, die ein winzig kleines Land am Rande Europas nah an den Ruin getrieben haben, und nicht die schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten.
Wenigstens einen Dienstwagen wird man beim Presserat der Botschaft dann aber doch wenigstens vermuten dürfen, wo doch Griechenlands Beamte und Politiker angeblich die unglaubliche Zahl von 50.000 Autos unterhalten, die in der Bild immer im Zusammenhang mit den 300 Parlamentariern genannt werden, so als würde jeder von ihnen hunderte unterhalten. Aber nicht einmal das könnte man bei seinem Rechercheanruf bestätigen, denn der Leiter des Büros – der erste Ansprechpartner, den man am Telefon hätte, wenn man der Gegenseite auch nur die Chance einräumen wollte, etwas zu sagen – fährt nur seinen eigenen Kleinwagen. Einen aus deutscher Produktion.
So geht es weiter mit jedem Fakt, der da in die Welt geblasen wird, als neu oder sensationell verkauft, als Grund für die Misere. Es wird das Bild gemalt von einer Nation, die in fauler Gier anstatt zu arbeiten lieber die EU ausgenommen hat und jetzt überversorgt und fett am Strand liegt, während in Deutschland hart gearbeitet wird, um ihnen das Geld hinterher zu werfen. Natürlich braucht man keinen Nobelpreis, um zu erkennen, dass es so nicht stimmt. Man braucht gerade mal ein Gehirn.
Ich bin der Sohn eines Griechen, der während der Militärdiktatur nach Deutschland emigriert ist, und nach dem Ende der Junta in den griechischen Staatsdienst gegangen ist, weil er gelernt hat, dass Demokratie etwas ist, das man sich jeden Tag erarbeiten muss. Und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Menschen getroffen, der auch nur annähernd so viel arbeitet wie mein Vater. Heute liest er offene Briefe in der Bild-Zeitung, im Stern und wo nicht noch alles, in denen Journalisten Deutschland zur reichen Tante fantasieren, die jetzt aber streng mit ihrem frechen Neffen sein muss, weil der so unverantwortlich mit ihrem Geld herumwirft. Ich bin selbst Journalist und ich schäme mich, wenn ich daran denke, dass mein Vater das liest.
Aber den schlimmsten Moment hatte ich in den letzten Tagen, als ich in der Bild einen perfiden Artikel über die Frage gelesen habe: „Schuldet Deutschland Griechenland noch Reparationszahlungen aus dem Krieg?“ – und natürlich zu dem Schluss kam, das wäre vertraglich alles längst geregelt. Plötzlich waren da Fakten wichtig und Zahlen. Aber hier ist noch ein Fakt, eine Tatsache, eine von mir, also einem Europäer mit einem Griechen als Vater und einer Deutschen als Mutter, einem deutschen Großvater mit einer dreistelligen NSDAP-Mitgliedsnummer und einem griechischen, der von der Gestapo im besetzten Griechenland gefoltert wurde, weil seine ältesten Söhne im Widerstand waren. Sie haben beide Tagebuch geführt. Die von meinem deutschen Opa liegen hier neben mir, gemeinsam mit seinem Ritterkreuz: Eine weinerliche Reihe von Rechtfertigungen und eine sehr genaue Buchführung über seine Ausgaben zu der Zeit. Das Tagebuch meines anderen Großvaters kenne ich nur in Auszügen: In einem großen Vater-Sohn-Moment hat mir mein Vater einmal daraus vorgelesen. Von den Misshandlungen, die er – ganz Intellektueller, der er war – ungeheuer sachlich und distanziert beschreibt.
Natürlich hat mein griechischer Großvater nie Reparation verlangt für das, was man ihm angetan hat. Es ist nie jemand dafür zur Rechenschaft gezogen worden, und er hegte offensichtlich trotzdem keinen Groll: Er schickte meinen Vater auf die Deutsche Schule in Athen. Weil es eine gute Schule war. Und weil die deutsche Kultur für ihn tiefer ging als das, was er selbst erleben musste.
Ich kann die Verachtung nicht in Worte fassen, die ich für die Kollegen mit ihren offenen Briefen empfinde, die sich ohne jede Recherche einen demütigenden Witz nach dem anderen aus den Fingern gesaugt haben, die sehenden Auges Vorurteile bis hin zum rassistischen Hass geschürt haben und die dabei nichts erreicht haben als den Zockern in den entsprechenden Investmentbanken noch ein bisschen in die Hände zu spielen.
Es ist kein Geheimnis: Mein Vater leitet das Pressebüro der griechischen Botschaft in Berlin. Ich nehme an, es ist sein letzter Posten bevor er mit 67 oder 68 endlich in Rente gehen kann.
Er hat nie und würde nie etwas Schlechtes über einen Journalisten sagen, nicht einmal mir, nicht einmal privat. Er sieht das nicht als seine Aufgabe. Stattdessen arbeitet er dafür, dass die Öffentlichkeit des Landes, in dem er gerade Dienst tut, auch die griechische Seite hört. Und ich war lange unendlich stolz darauf, dass in meiner Familie innerhalb einer Generation auf den Nazi-Opa mein Vater folgt, der das Bundesverdienstkreuz für besondere Verdienste um die deutsch-griechischen Beziehungen verliehen bekommen hat.

Aber ich bin auch Deutscher und Journalist. Und ich schäme mich. Weil ich weiß, wie einfach es gewesen wäre, ein einziges Mal anzurufen.

151 Antworten auf „Griechen und die Bild-Zeitung“

  1. Sehr scharfsinniger Beitrag! Und spricht mir aus der Seele… Leider gibt es hierzulande viel zu wenige Leute, die wirklich wissen, was in Griechenland so vor sich geht – aber den wenigen, die ich kenne, habe ich den Link gleich weitergeschickt 🙂 Evxaristw.

  2. Macht euch keine Sorgen… Wenn an der Karmageschichte was dran ist, haben all diese „Schreiberlinge“ ein sehr einfaches nächstes Leben.
    Ihre Befähigung als Kakerlake existieren zu können, beweisen sie ja immer wieder auf’s Neue…

  3. Es ist traurig, in der deutschen“Presse“, wenn man es so nennen darf, so ein Schwachsinn, und das über mehere Tagen hinweg, lesen zu müssen. Un das so Leute sich auch noch Journalisten nennen ist umso schlimm.

    Man verbietet Gewalt in Filmen/Computerspielen aber man erlaubt MassenVerblödung durch die Medien. Das schlimme dabei ist das es Leute gibt die das lesen und auch noch glauben.

    Ich finde es sehr Ehrenhaft das sie den Umständen ensprechend in ihrer Antwort so zurückhaltend sind und das sie die Leute mit Fakten informieren.

    Leider gibt es die „Zeitung“ auch in unserem Land.

    MFG au Luxemburg,

  4. Ist das ein Trost? Sicher nein, aber:
    Dieses Drecksblatt macht das nicht nur mit Griechenland und nicht erst seit gestern.

  5. Schön! Danke!
    Endlich kümmert sich jemand um die schmierigen Hetzer aus dem Rektum des Landes.
    Immer wenns für BILD & Friends eng wird, greifen sie irgendwelche Gruppierungen an und bedienen niedrigste Instinkte ihrer Deppen- Zielgruppe.

  6. Es ist geradezu typisch für die Deutschen derart überheblich zu sein und über eigene Unzulänglichkeiten hinwegzusehen, in dem man die Fehler stets bei anderen sucht.

    Leider führte diese typisch Deutsche Eigenheit nicht nur zu solchen „Lapalien“ wie der Hetze gegen Griechenland. Und dennoch ist das schon schlimm genug.

    Ach ja. Ich bin Deutsch.

  7. Es würde mich nicht wundern, wenn die Bild-Zeitung in Griechenland ebenfalls einen Verlag gekauft hätte, der im Grunde das gleiche gegen die Deutschen schreibt.

    Imho machen die das so in Polen und noch einigen anderen europäischen Ländern. Umso größer die Schlagzeile umso größer die Verkaufszahlen.

  8. Das Schlimme ist: Ich habe in meiner Jugend auf dem Land zigfach erlebt, dass genau diese Schiene – der deutsche Malocher, der jeden Tag früh aufsteht und schaffen geht, während der Ausländer an sich faul ist und nichts gebacken kriegt – immer wieder ihr Ziel erreicht. Nichts tut dem frustrierten Proletenherz so gut wie von der einzigen „Zeitung“, die er konsumiert, bestätigt zu bekommen, dass er – bei aller Härte seines Daseins – immer noch mehr wert ist als „der Grieche“, „der Türke“, „der Portugiese“ etc. Ich habe Stammtischpredigten mitbekommen, über die ich heute noch kotzen könnte.

    Ich glaube nicht, dass der in den Comments mehrfach vorgeschlagene Weg, die „Bild“ zu ignorieren, sinnvoll ist. Sie hat nunmal nach wie vor Einfluss auf nicht unwesentliche Teile der Bevölkerung.
    Ein Medium, dass sich tagtäglich der Volksverhetzung schuldig macht, sollte man nicht ignorieren, sondern jeden Tag aufs neue kritisieren – bis die Leute, die dem chauvinistischen Giftmüllkonzern namens Springer immer noch ihr Geld in den Rachen werfen, es endlich kapieren.

  9. in jedem land gibt es eine bild. aber – eine utopie: wenn ich könig von deutschland wär… ich würd boulevard-presse komplett verbieten. ich weiß nicht ob es irgendein land gibt in dem das der fall ist, und wenn „mein“ land das erste wär, ich würds machen. manchmal geb ich mich für einen moment solchen phantastereien hin.. besonders natürlich in tagen wie diesen, wo besonders eklig gehetzt wird gegen griechen, arme menschen, wen-auch-immer. leider nur eine utopie.

  10. Warum wundern wir uns immer wieder über solche Ereignisse. Wechselseitig schauen die Länder mit Hohn, Spott und Schadenfreude auf einander.

    Die Presse, weil alle nur noch Betroffenheits- und Sensationspresse wahrnehmen, greift das auf und eskaliert die Themen. Und warum? Weil die Masse diese Medien kauft, liest, klickt, würdigt.

    Indem wir hier schon wieder zu Recht ausgiebig darüber kommunizierten, spielt man dieser Presse schon wieder in die gierigen Hände. Denn jeder, der hier schreibt, hat diese Medien konsumiert. Sonst könnte man sich nicht wirklich ein Bild davon machen.

    Totschweigen und nicht kaufen, wäre am effektivsten. Dann würde man uns aber den Vorwurf machen, solches Treiben unkritisch zu akzeptieren. Das wollen wir uns grundsätzlich und aus historischen Gründen nicht vorwerfen lassen.

    Es ist nicht leicht, dem Treiben ein Ende zu bereiten.

    Wir müssen sogar dankbar sein, dass wir in einem Land leben, wo wir alle, jede Presse und jeder Mensch alles sagen, schreiben, gut oder schlecht finden dürfen.

    Und wie wollen wir die Situation jetzt lösen? Vorschläge?

  11. Ich gratuliere Michalis Pantelouris für die deutlichen Worte! Aber nicht einmal Fremdschämen hat das Springerblatt verdient. Dr. No hat völlig recht, wer schweigt stimmt zu.

  12. Ich denke die meisten der Kommentare haben Ihnen gezeigt, dass nicht Sie sich schämen müssen, sondern die „Journalisten“ der Bild. (meiner #14)
    Was mich jetzt interessiert, nach lesen der vielen Links, auch bei Stefan Niggemeier, wie konnte es zu diesem Zustand in Griechenland kommen, aus der Sicht eines Griechen. Die Meinung Ihres Vaters im Besonderen, da er für die Regierung arbeitet. (Leider wird ihm das durch seine Stellung wohl untersagt sein. Die Presse Seite im Internet gibt da leider nicht viel her.)

  13. Natürlich ist die Hetzkampagne der BILD übertrieben und beleidigend, aber ich finde die große Zahl der Kommentare zu diesem Blogeintrag und den Eintrag selber auch sehr weinerlich.

    Tatsache ist, dass Griechenland lange über seine Verhältnisse gelebt hat und durch die Finanzkrise ist das nicht mehr möglich. Tatsache ist auch, dass die Griechische Regierung an die EU übermittelte Statistiken „gefälscht“ hat.

    Als Rheinländer ist die Reaktion der Medien völlig nachvollziehbar und einfach mit dem Sprichwort „Wer den Schaden hat muss für den Spott nicht sorgen“ erklärbar. Es ist völlig normal, dass man sich über jemanden lustig macht, der selbstverschuldet und fahrlässig in Problemen versinkt.

    Das ist auch ok solange man demjenigen die Hand zur Hilfe reicht, was Deutschland ja auch tut.

    Es ist völlig falsch auf diesen Spott beleidigt oder wütend zu reagieren. Man sollte eher mitlachen oder den Spott ignorieren und die Hand zur Hilfe ergreifen. Aber natürlich funktioniert das noch nicht mal immer im privaten Bereich, geschweige denn im zwischenstaatlichen….

  14. ach ja. schöne zeiten, als es noch eine vierte gewalt gab, und die berichte von zeitungen meinungsbildend im besten sinn waren.

    heute gibt es überwiegend vorgedachtes, ohne daß es jedoch von vordenkern stammt. selbst denken ist mühsam, sich ein differenziertes urteil zu bilden, noch schwerer. die eigene meinung schlägt sich im dumpfen wiederkäuen angelesener plattheiten aus der unteren schublade nieder.

    ach mikis. wir werden es nicht ändern, aber wir können es wenigstens versuchen.

  15. @ Dr. No und DJ Booga:
    Wer das Blatt ignoriert, der kauft es nicht.
    Warum, meint Ihr ist die BILD-Zeitung so wie sie ist?
    Weil sie meint dass sie so die meisten Käufer findet. Darum geht es und um nichts anderes sonst.

    Keine Käufer von Dreck – kein Dreck.

  16. Aus gegebenem Anlass eine Kleinigkeit: Den Kommentatoren um die es geht und die ihre Emailadresse hinterlassen haben, habe ich es geschrieben, den anderen, deren Email nicht funktioniert, auf diesem Wege: Ich werde keine Kommentare freischalten, in denen zur Gewalt aufgerufen wird.

    @bialasSorry, ich meinte natürlich @ T.Zett: Vielen Dank, dass Sie die Frage von meiner Geschichte trennen, denn sie hat tatsächlich wenig damit zu tun. Und ich glaube, die Antwort ist zwar nicht einfach, aber sie ist durchaus bekannt. Meine Ansicht ist: Die grundsätzliche Wirtschaftslage in Griechenland – einem im EU-Maßstab eher armen Land – ist geprägt durch eine Kombination aus eher schlechten Voraussetzungen, einer schlechten Politik und einer wechselvollen, schwierigen Geschichte. Griechenland hat kaum nennenswerte Industrie, kaum Bodenschätze, eine komplizierte Infrastruktur, einen aufgeblähten Staatsapparat und ein auf den schwelenden Zypern-Konflikt ausgerichtetes, für ein Land seiner Größe unter normalen Umständen überdimensioniertes Militär. Dabei steht für mich außer Frage, dass der „staatliche“ Arbeitsmarkt, in dem nach jedem Regierungswechsel wieder unzählige Familienmitglieder untergekommen sind, ineffizient, teuer und in weiten Teilen korrupt ist. Außerdem lähmt eine undurchschaubare Bürokratie das Land. Der Staat ist offensichtlich nicht in der Lage, das Steuerwesen effektiv zu überwachen. Und unter anderem die Bürokratie hat dafür gesorgt, dass noch nicht jeder grischische Strand mit Hotelburgen zugepflastert ist, was wir als Touristen sicher begrüßen („diese Ursprünglichkeit!“), was der Volkswirtschaft aber geschadet hat (ich finde das allerdings sympathisch …). Ohne Frage: Das moderne Griechenland hat aus einer schlechten Ausgangsposition wenig gemacht.

    Aber all diese Probleme sind weder neu noch akut. Sie sind im Prinzip hausgemacht, aber Griechenland hat sich trotz allem durchgewurschtelt und war zum Beispiel für Deutschland ein lohnender Absatzmarkt und ein guter Bündnispartner.

    Die aktuelle, akute Krise ist ausgelöst worden durch die Weltwirtschaftskrise und verstärkt worden durch die Spekulationen gegen den Euro. Ich hoffe, dass sie das Land (im Gegensatz zu vielen anderen Ländern übrigens) zu überfälligen Reformen führt.

    Das ist, wie gesagt, meine Privatmeinung, von der ich glaube, dass sie durch Fakten belegt ist (allerdings ist die Situation verworren). Ausschließen kann ich, dass die Krise entstanden ist weil die Griechen fauler sind als andere, im Wesen korrupter sind als andere, charakterlich ohnehin eher zum Betrügen neigen oder all die anderen Gründe, die den Griechen in einigen deutschen Medien gerade aus Gründen der Dramaturgie unterstellt werden. Und darum ging es mir.

  17. Ich finde den Beitrag auch gut, aber er hätte für meinen Geschmack „objektiver“ und weniger emotional ausfallen dürfen.

    Was z.B. bitte hat die Kriegsgeschichte beider Länder und das Schicksal einzelner Grossväter mit der Bildzeitung und dem griechischen Staatsdefizit zu tun? Hier wird sich für meinen Geschmack durch den Autor vice versa der Stilmittel jener Boulevardzeitung bedient, um eben bei der intellektuelleren Leserschicht „Meinung“und „Stimmung“ zu machen.

    Keine Frage, die Bild, die Sun wie auch vergleichbare andere reisserische Blätter sind ***** (ge*t, weil ich wegen öffentlicher Kritik an einem Boluevardblatt schon mal abgemahnt wurde…), aber der Autor hätte bitte doch aufführen sollen, welche Zahlen und Fakten (zumindest rudimentär) zu der aktuellen Lage in Griechenland geführt hat.

    Darüber verliert er aber kein Wort. Um der Bild Paroli zu bieten, hätten zumindest exemplarisch ein paar reale Zahlen bzw. Fakten auf den Tisch gehört. Oder sollen sich die Leser beim Berliner Pressebüro der griechischen Botschaft jene Infos jeweils höchstpersönlich erfragen? 😉

  18. Ja, es stimmt. Was die Bild dort treibt, ist – mal wieder – unerträglich.
    Aber teilweise geht das Ganze hier in Bahnen (alle Griechen sind sympathisch, alle Kriegsverbrecher weinerliche Sich-selbst-Rechtfertiger), die echt zu weit vom Thema weg wegen.
    Wenn es um Themen geht, die mit dem Ausland zu tun haben, lohnt es sich immer mal, sich den Fall andersherum zu denken. sprich: Deutschland wäre der Pleitestaat und die Bild eine ausländische Zeitung.
    Ich frage mich:
    1. Würden wir uns aufregen, wenn ausländische Zeitungen berechtigte Kritik an Problemen aus Deutschland üben würden? Nein. Und das ist auch gut so.
    2. Würden wir die Art und Weise, wie (zumindest ganz überwiegend) eine einzelne bestimmte Zeitung über uns berichtet, für uns Grund sein, zu glauben, dass alle Griechen so denken? Nein.
    – Wer sich einmal mit dem beschäftigt, was britische Zeitungen (die Sun ist übrigens unter dem Dreck an britischen Kiosken noch unter den oberen Top Ten. Alles, wo ein „Daily“ davorsteht, zeigt noch ganz andere Seiten), würde ebenso würgen, wie über das, was jetzt die Bild schreibt. (tragischerweise ist es genau die Bild, die dies immer wieder zum Anlass nimmt, Großbritannien zumindest verbal den Krieg zu erklären)
    3. Wäre Kritik, wie unsachlich auch immer, ein Grund, irgendeine historische Sauerei des anderen hervorzuholen, die nichts, aber auch gar nichts mit dem aktuellen Fall zu tun hat? Nein!
    Ich finde es unerträglich, wenn sich sogar Minister aus der Schweiz oder Luxemburg nicht entblöden, im Zusammenhang mit dem Streit über Steuerflüchtlinge die Nazi-Keule herauszuholen. Von polnischen und britischen Zeitungen, die dafür überhaupt keinen Anlass brauchen, mal ganz abgesehen.
    Debatten über Entschädigungen sollen geführt werden. Aber wer ein solches Thema von griechischer Seite aus ausgerechnet jetzt aufbringt, handelt genauso erbärmlich wie die Bild.

  19. @Mikis Als Kollege zuerst einmal: Hochachtung für diesen Artikel.

    Aber (gehört in Deutschland bekanntermaßen ja immer dazu): Wenn es stimmt, dass „Griechenland kaum nennenswerte Industrie (hat ), kaum Bodenschätze, eine komplizierte Infrastruktur, einen aufgeblähten Staatsapparat und ein auf den schwelenden Zypern-Konflikt ausgerichtetes, für ein Land seiner Größe unter normalen Umständen überdimensioniertes Militär“, dass „die Situation verworren“ ist, dann wünschte ich mir gerade von einem so engagierten „Grenzgänger“ eine differenzierte, faktengestützte, dokumentierte (verlinkte) Auseinandersetzung mit und Darstellung der Situation, die es mir als relativem Griechenland-Laien auch wirklich erlaubt, der rechtspolulistischen Propaganda Argumente entgegenzusetzen.

    Also: Wann und Wo finde ich das?

  20. @Eckhard Supp: Vielen Dank! Und: Es ist nicht mein Thema, aber auch überhaupt nicht kompliziert. Die meisten Kollegen leisten ja eine ganz ordentliche Arbeit, selbst im Hause Springer, wo die Welt im selben Haus wie die Bild eine unaufgeregte, seriöse Berichterstattung macht. Am Verlag liegt es nicht.

    Aus meiner Sicht die Besten sind trotzdem wie immer die Kollegen vom Economist, ganz aktuell z.B. hier: http://www.economist.com/world/europe/displaystory.cfm?story_id=15612439

    Oder aber eine gute, sehr Griechenland-kritische Einschätzung der letzten Jahre von der New York Times, die nichtsdestotrotz den Einfluss der Banken und ihrer Credit Default Swaps beleuchtet: http://topics.nytimes.com/top/news/international/countriesandterritories/greece/index.html?scp=1-spot&sq=greece&st=cse

  21. doch gerade die kriegsgeschichte gehört achon dazu.
    die idee „EU“ hat zwei kernthemen: wirtschaft und frieden.
    wirtschaftlich hat die eu in griechenland vielfältig nicht recht funktioniert.
    sollten wir nicht erst recht nun die alte feindschaft endlich ruhen lassen und zum gemeinsamen nutzen zusammenarbeiten?
    all dieser größenwahn, all diese alten feindschaften, all diese diktaturen in europa,
    NIE WIEDER. um keinen preis.
    wenn der euro uns um die ohren fliegt, dann tut er das halt. werden wir wie andere länder auch schon überleben. den letzten krieg mit einer front durch europa hätten wir beinahe nicht überlebt. 20 jahre frieden seit dem kalten krieg, das ist noch nichtmal lange und doch schon soviel länger als wir das in europa gewohnt sind.
    (nein hab den kosovokrieg und co nicht vergessen, hab jetzt einfach nur von deutschland aus geguckt)

  22. Der Gipfel der Peinlichkeit ist sicher, dass die Bild sich nicht zu blöd ist, den Vorwurf, in Griechenland verbrenne man unsere Euros, mit einem Bild von den verheerenden Waldbränden aus dem vergangenen Sommer zu verknüpfen. Da kann man den Griechen nur zu rufen: Kopf hoch, lieber finanziell bankrott als moralisch ruiniert.

  23. @ alfons huber:
    darum geht es hier nicht. es geht in diesem Artikel um die beziehung von BILD zu ihrer Berichterstattung über die derzeitige Lage in Griechenland.

    Er geht auf die Sachen ein, die die BILD geschrieben hat und zeigt ein paar Beispiele, dass das, WAS sie geschrieben hat, auf scheiße beruht (wie immer)..

    aber klar das sich wieder irgendjemand melden muss um „deutschland“ zu verteidigen.. DIE BILD ZEITUNG IST NICHT DEUTSCHLAND!! (wenn auch marktführend.. -.-)

  24. Es gibt Tage, da schäme ich mich gegenüber meinen griechischen Freundinnen und Freunden gegenüber, Deutscher zu sein.

    Die Volksverhetzungskampagne der BILD gegen Griechenland ist ein Abgrund von bodenlosen Tatsachenverdrehungen, Lügen, Märchen und Diffamierungen sondergleichen.

    Das ist nicht peinlich, das ist pur Boshaftigkeit!

  25. Der BILD-Zeitung scheint wirklich nichts zu schade zu sein um ihren Absatz zu steigern.
    Analog könnte man da auch den Focus mit seinem Titelblatt (das wohl jeder kennt (Finger)) heranziehen.
    Peinlich für alle Be- und Unbeteiligten.

  26. @mikis: Herzlichen Dank für den informationsreichen emotionaler Artikel und die Möglichkeit die interessante Diskussion beobachten zu dürfen.

    Ich schliesse mich jan-christoph an: „die idee “EU” hat zwei kernthemen: wirtschaft und frieden.“

  27. Ich finde es nicht richtig, wenn geschrieben wird, wir sollen die Bildzeitung nicht beachten. Vielmehr ist es wichtig, gerade wenn sie – von einer Zentrale ausgehend – z.B. in Deutschland gegen Polen und in Polen gegen Deutschland hetzt, genau hinzuschauen: Wem gehört sie, und welche Ziele werden damit verfolgt. Wenn wir das nicht durchschauen, und bereit sind, um drei und vier Ecken herum zu denken, dann werden auch wir in die Irre geführt. Nicht nur die Bild-Leser, die oft einfach gerade denken, werden manipuliert, sondern auch einige Schreiber hier, die anscheinend nur um eine Ecke herum zu denken bereit sind.

    Zu den Wiedergutmachungsforderungen aus Griechenland auf Grund des 2. Weltkrieges sollten wir Deutschen aber gelassen bleiben und diese ruhig, aber bestimmt zurückweisen. Denn schließlich hat England den Krieg am 3.9.1939 an Deutschland erklärt, und Griechenland – anstatt neutral zu bleiben – hat die britische Armee ins Land hereingelassen und sich mit den Feinden Deutschlands verbündet. Wenn es dann ebenfalls als Feind Deutschlands angesehen wurde und die Konsequenzen ertragen mußte, braucht es sich nicht zu wundern.

    Entschiedener Widerspruch zu der Behauptung im Beitrag #62 am Ende, in Deutschland dürfe jeder frei seine Meinung sagen. Nein, es gibt jedes Jahr weit mehr als 10.000 Menschen, die nur wegen gewaltlos vorgebrachter Meinungsäußerungen vor bundesrepublikanischen Gerichten verurteilt werden. Die höchste Strafe war bis jetzt insgesamt 13 Jahre für eine Person – nur für eine unerwünschte Meinung. Und dann beschweren sich die Politiker im Reichstag, die nicht „unsere“ Politiker sind, bei China wegen Zensur und Menschenrechtsverletzungen!

  28. Das Schlimme an der Bild ist nicht das, was dort geschrieben wird, sondern dass es hier in Deutschland immer noch Menschen gibt, die das ernst nehmen.

  29. @ G, Eigenkast: (#68): Das ist schon klar, dass es das Problem Bildzeitung nicht gäbe, wenn niemand sie mehr kaufen würde.

    Ich bezog mich eher auf die Kommentatoren, die hier und auch anderswo offenbar der Meinung sind, die Kritiker – wie hier Pantelouris – sollten die Bild doch einfach ignorieren. Nach dem Motto: „Es lohnt sich gar nicht, sich über das Schmuddelblatt aufzuregen“, „Kann man doch alles nicht ernst nehmen“ oder „Man adelt die Schmierfinken nur, indem man darüber diskutiert“ usw. Wer das als Mittel der Wahl ansieht, verwechselt „ignorieren“ mit „gewähren lassen“.

    Sicher wäre die Welt eine bessere, gäbe es diese Revolverblätter nicht. Die Vorstellung aber, dass niemand mehr die Bild kauft, weil da Dreck drinsteht, halte ich für so realistisch wie etwa jene, dass niemand mehr betrunken Auto fährt oder sich niemand mehr wegen Nichtigkeiten prügelt. Es gibt leider genug Leute, die diesen Dreck wollen.

  30. Denen, die hier ein „aber“ einwenden also „aber die Griechen haben ja nun mal über ihre Verhältnisse gelebt, bei der Euro-Einführung falsche Angaben gemacht…“, möchte ich an dieser Stelle selbstverständlich Recht geben. Aber die Verantwortung dafür kann man nun mal nicht der griechischen Bevölkerung in die Schuhe schieben. Sicherlich hat sie dabei auch Nutzen aus einer verantwortungslosen Politik und Wirtschaftsführung gezogen (genaus so, wie die Deutschen glücklich und zufrieden über ihre Verhältnisse leben, obschon doch auch der deutsche Staat langsam aber sicher der Staatspleite entgegen geht – und BILD dumdrest lügt, wenn in diesem beschämenden Brief schreibt „Deutschland hat auch Schulden, aber wir können sie bezahlen!).
    Doch BILD suggeriert in seiner verantwortunslosen Hetze, dass die griechsche Bevölkerung die Schuld trägt „Ihr Pleite-Griechen“ hetzt sie tagtäglich, beleidigt, verspottet und verhöhnt ein ganzes Volk. Und nur darum geht es in diesem Artikel.
    Ich habe inzwischen Beschwerde beim Deutschen Presserat gegen BILD eingereicht und mich als Deutsche per mail bei der griechischen Botschaft entschuldigt.

  31. In der Tat ist dieser Kommentar emotional. Zu emotional. Diese Emotionalität als Instrument zu nehmen, um den Leser auf seine Seite zu ziehen ist das, was einen nicht besser macht als Bild.

  32. Man darf die Bildzeitung nicht ernstnehmen (das was drinsteht), aber man muss sie ernstnehmen (ihre Wirkung)

  33. Ich bin es nochmal:
    Eben lese ich auf bild.de:
    „Pleite-Griechen rüsten zum Massen-Streik“
    Also wer vielleicht so naiv ist, zu denken, BILD meine mit „Ihr Pleite-Griechen“ griechische Politiker, Banker oder Wirtschaftsbosse, die die Krise zu verantworten haben, der merkt spätestens jetzt, dass BILD mit den „Pleite-Griechen“ das griechische Volk verhöhnen und beleidigen will. Denn die wirklich Verantwortlichen rüsten ja wohl kaum zum Massen-Streik. BILD tritt die Würde eines ganzen Volkes mit Füßen! Dies ist nicht mehr mit Freiheit der Presse zu rechtfertigen – das ist demagogische Hetze übelster Art gegen ein anderes Volk, wie sie kaum noch zu überbieten ist. Ich kann nur noch hoffen, dass es in Deuschland noch Intstitutionen gibt, die diesem perversen Treiben endlich Einhalt gebieten.

  34. Und wiedermal kann man nur den Appell an die jeweilig betroffene Volksgruppe, in diesem Falle also die Griechen, richten: Bitte, bitte, laßt uns mit DIESEN Deutschen (und ihren Lesern) nicht allein!
    Und das tut Ihr ja auch nicht, dankenswerterweise. Dieses Blog ist ein so tröstliches Gegengewicht.

  35. @ Peti
    Das ist ja noch viel übler. Unter der Überschrift
    „Pleite-Griechen rüsten zum Massen Streik“ und dem Bild von Krawallen, schalten sie eine Google Anzeige:
    Griechenland Schnäppchen, Reisen so günstig wie nie, Erholung und Entspannung. Wie Übel ist das denn?

  36. Ich muss mich entschuldigen: Für den Fall, dass Sie hier Ihren Kommentar suchen und nicht finden, überlegen Sie bitte kurz, ob Sie dazu aufgerufen haben, ein bestimmtes Redaktionsgebäude in Berlin zu verbrennen, die dort arbeitenden Journalisten zu verprügeln oder den Chefredakteur einer deutschen Zeitung in einem Erdloch einzusperren. Wenn das nicht der Fall ist, dann hat meine tendenziell laubsägegearbeitete WordPress-Version, die heute definitiv an ihre Grenzen geführt wurde, Ihren Kommentar verschwinden lassen. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich sehe so viele „Internal Error 500“ wie in meinem ganzen Leben zuvor nicht, allerdings bewegt sich hier heute auch etwa das 30fache des gewöhnlichen Traffics. Bitte tun Sie mir den Gefallen und nehmen Sie es mir nicht übel. Oder, noch besser, schreiben Sie den Kommentar noch einmal. Ich möchte wirklich jeden zu Wort kommen lassen, aber die Technik ist einen Tick hinterher.

  37. Großartiger Text, tolles Blog – Feed ist abonniert.

    Zum Rest: ja, die BILD, immerhin wird daüber im Gymnasium etwas aufgeklärt (Zeitung in der Schule – ZiSch) – vielleicht sorgen also die kommenden Generationen dafür, dass so etwas nicht mehr auf so viel Kopfnicken/Gleichgültigkeit stößt.

  38. Großartiger Beitrag.Es ist überall das gleiche.Menschen werden gegeneinander aufgehetzt durch die Mietmäuler und die lachenden dritten machen den dicken Bailout.Wo ist denn das ganze Geld hin?Hab´mal im griechischen Restaurant nebenan nachgefragt…die habens jedenfalls nicht,die wurden auch beklaut!

  39. Vielen Dank für diesen Artikel!

    Ich finde die emotionale Note des Textes in diesem Zusammenhang legitim. Beim Lesen hat es mir teilweise die Tränen in die Augen getrieben – vor Wut gegen die Bild, die sich einmal mehr selbst im negativen Sinne übertroffen hat und vor Rührung angesichts der persönlichen, pointierten Geschichte des Autors.

    Weiter so 🙂

  40. Leider kenne ich persönlich genug Leute, die sich lieber mit platten Sprüchen und Fakten a la „Bild“ berieseln lassen, statt sich mal mit den Hintergründen und Ursachen auseinanderzusetzen. Bei der Flut an medialem Müll, die aus Radios Fernsehern und Computern quillt, wundert es mich auch nicht, wenn viele Menschen einfach keine Lust oder Chance mehr haben sich ein differenziertes Bild ihrer Umwelt zu machen.
    Das ist aber kein deutsches Problem, sondern dank unserer so „erfolgreichen“ westlichen Informationskultur mittlerweile ein weltweites.
    Ist halt schöner und einfacher, alles immer schwarz und weiß sehen zu können. Leider werden die Menschen die das Grau suchen und verstehen wollen immer weniger, obwohl die modernen Medien eigentlich ein hervorragendes Werkzeug dafür wären.
    Und so driften die Einen in Blogs wie diesen und versuchen sich zu erklären warum ein so plumpes Machwerk wie „Bild“ es immer noch schafft, mit seinen bannalen und wirklich absolut lächerlichen „Artikeln“ ganze Völker gegeneinander aufzuhetzen.
    Die Anderen sitzen morgen wieder in ihrer Frühstückspause und freuen sich, das die Welt der „Bild“ noch immer schön schwarz und weiß ist.

  41. Großartiger Blog! Der Artikel hat mich sehr gerührt. Am meisten sprechen mir aus den Herzen folgende Ausschnitte:

    „Demokratie ist etwas, das man sich jeden Tag erarbeiten muss. “

    „Ich bin selbst Journalist und ich schäme mich, wenn ich daran denke, dass mein Vater das liest.“

    „Das Tagebuch meines anderen Großvaters kenne ich nur in Auszügen: In einem großen Vater-Sohn-Moment hat mir mein Vater einmal daraus vorgelesen. “

    „Natürlich hat mein griechischer Großvater nie Reparation verlangt für das, was man ihm angetan hat. “

    „Er schickte meinen Vater auf die Deutsche Schule in Athen. Weil es eine gute Schule war. “

    „Ich kann die Verachtung nicht in Worte fassen, die ich für die Kollegen mit ihren offenen Briefen empfinde, die sich ohne jede Recherche einen demütigenden Witz nach dem anderen aus den Fingern gesaugt haben, die sehenden Auges Vorurteile bis hin zum rassistischen Hass geschürt haben und die dabei nichts erreicht haben als den Zockern in den entsprechenden Investmentbanken noch ein bisschen in die Hände zu spielen.“

    „Er hat nie und würde nie etwas Schlechtes über einen Journalisten sagen, nicht einmal mir, nicht einmal privat. “

    „Und ich war lange unendlich stolz darauf „

  42. Folgende Kommentare haben was:

    karl, secret service, Norman, unknown, Marcus Berger, R L , Einsiedlerkrebs, Earendil, Aki, Peter, Beobachter, Georgios, Kai, ralfi, Alfons Huber, steinschn, Isabella, simone, Jörg Kremer, T. Zett, Bialas , Peti, Madove

    Der Beitrag von cableguy finde ich nicht besonders prickelnd.

  43. Hinweis: Aus technischen Gründen (er ist seeeehr lang) musste ic den nun folgenden Kommentar aufspalten in mehrere.

  44. Zur Anregung ein ebenso emotionaler Artikel aus einer seriösen griechischen Zeitung:


    Lieber Hans, Georg, Peter, Franz

    Liebe Hanna, Ulrike,

    Ich wende mich an Euch ob Mann oder Frau

    Mir genügt es wenn Du das einfach bist was man sagt mittlerer Deutscher Bürger. Ein ordnungsgemäßer Steuerzahler, ein Angestellter, ein Beamter, ein Kleinunternehmer, ein unruhiger Kleineinzahler. Wenn Du Mitglied einer politischen oder ökonomischen Elite angehören solltest, dann betrifft Dich dieser Brief nicht. Das ist ein Brief zwischen mir, einem mittleren Griechen und Dir einen mittleren Deutschen.
    Ich erfahre dass Du sehr böse auf uns bist. Du bist selbstverständlich nicht der einzige. Wenn das Bild das Deine Presse und Dein Fernsehen in die Welt sendet real ist, dann müsstest Du uns ja richtig hassen. Oder mindestens tief verachten. Ich kann mir denken wie dieses Bild für uns, ja für die ganze griechische Bevölkerung, entstanden ist. Von dem Moment an, wo das weltweite Getöse für die „Greek Statistics“ herausgekommen ist und wir plötzlich in die „Betrüger Europas“ uns verwandelt haben, verewigen die Reporter Deines Landes mit Kameras und Photoapparaten die Beweise des Verbrechens: Yachten in den Marinen, Nachtlokale mit Neugriechen in absoluter High-Stimmung, volle Cafes in den Vormittagsstunden, Luxusgebäude und Luxusautos in unseren teuren Vororten. Denn außer Betrüger sind wir auch Faulenzer des reichen Europas geworden.

    Einige Pressemeldungen Deines Landes, außer dieser irreführenden Bilder, die total ignorieren dass jeder vierte Bürger meines Landes unter der Europäischen Grenze von Armut lebt, fügen als „Gewürz“ noch einige grobe Lügen über hohe Gehälter der Beamten, sehr hohe Renten, oder großzügiger Arbeitslosengelder, zu. Nichts von dem entspricht der Wahrheit. Wie Du sehr leicht aus den offiziellen Daten der EU feststellen kannst, das mittlere pro Kopf Einkommen in meinem Land ist in etwa die Hälfte des Deines. Dasselbe gilt auch für mittlere Gehälter und Renten. Wir sind das vorletzte Land der Eurozone in Gehältern und Renten, und die Arbeitslosengelder, für die wenige die sie erhalten, reichen den kolossalen Betrag von 450 €! Das letzte kannst Du eventuell verstehen, da in den letzten 5 Jahren auch in Deutschland die Reform Hartz 4 durchgeführt wird, wo auch die Arbeitslosengelder Deines Landes ausgeglichen werden. Aber für dieses sind nicht die faulen Griechen schuldig.
    Genau sowenig sind sie schuld daran sind, dass die politischen und unternehmerischen Führer Deines Landes seit 20 Jahren eine Unterdrückung Euer Gehälter bewirkt hat, das diese Vorteile und Überschüsse sicherstellten. Vorteile nicht für Dich sondern für die Oligarchie des Reichtums. Hast Du gehört dass für die Drohung eines Bankrots Griechenlands und eventuell anderer EU Staaten, die Hartnäckigkeit der Elite Deines Landes ist die Löhne in Deinem Land zu unterdrücken? Denn, wenn wir schon die gleiche Währung haben, sollten wir eigentlich keine antagonistische Finanzpolitik haben. Und wenn wir annehmen dass wir das Problem sind, da wir über unsere Verhältnisse lebten, Ihr seid auch ein Problem des Euros geworden, weil Eure Politiker durchsetzten unterhalb Eurer Möglichkeiten zu leben. Beide Seiten der Münze sind schlecht, da sowohl wir als auch Ihr ärmer geworden seid. Wir in einem überschuldeten, Ihr in einem reichen Land.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.