Deutsch-österreichische Nachrichtenorganisationen versagen

Ich weiß nicht einmal, wie ich die Unfähigkeit nennen soll, die offensichtlich Redakteure befällt, wenn sie über Zypern schreiben sollen.

Erdogan will die Beziehungen zur EU während der griechisch-zyprischen Ratspräsidentschaft einfrieren.

Das schreibt Spiegel Online, auch nachdem sich der Bildblog – von dem mir niemand erzählen muss, dass er bei SpOn nicht gelesen würde – schon einen Tag vorher darüber lustig gemacht hat, dass offensichtlich auch Mitarbeiter der Agentur AFP nicht in der Lage sind, Zypern und Griechenland auseinander zu halten. Natürlich ist der Weltmarktführer der Idiotie in diesem Fall immer noch Welt Online, die in der Bildunterschrift zu dem entsprechenden Artikel immer noch tagelang behauptet haben, Griechenland und Zypern würden gemeinsam die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Aber während manche Redaktionen sich von dem katastrophal bescheuerten AFP-Artikel in die Irre führen lassen, schreibt Jürgen Gottschlich aus Istanbul offenbar bei vollem Bewusstsein für SpOn Sätze wie diesen:

Hoffnungen auf ein Einknicken macht Erdogan den Griechen allerdings nicht: Jene Zugeständnisse, welche die Türkei im Uno-Plan von 2004 gemacht hatte, sind laut Erdogan obsolet.

Um es noch einmal so zu sagen, dass es auch die fast vollständig retardierten unter den Nachrichtenmenschen in den sicher irgendwie total überlasteten Redaktionen verstehen: Zyprioten oder meinetwegen Zyprer sind genau das, und nicht Griechen. Zypern ist ein unabhängiger Staat, und es ist nichts an der Zypernkrise umstritten. Die angebliche Republik Nordzypern ist genau von einem einzigen Staat der Welt anerkannt, nämlich der Türkei, während das angebliche Südzypern, das Ihr auch gerne mal griechisches Zypern nennt, in Wahrheit die Republik Zypern ist, die die ganze Insel umfasst, Mitglied der EU ist und mit Griechenland so viel zu tun hat wie Österreich mit Deutschland. So viel Versagen bei den einfachsten, aber wirklich allereinfachsten Fragen des Nachrichtenjournalismus wie in den letzten zwei Tagen habe ich schon mindestens seit zwei Wochen nicht erlebt. Ihr Nulpen!

PS. VIEL besser spät als nie: Welt.de hat den Text korrigiert und angemerkt

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieser Nachricht wurde Zypern fälschlich als „griechische Inselrepublik“ bezeichnet. Fakt ist, dass Zypern eine eigenständige Republik ist und kein Ableger Griechenlands. Wir bitten um Entschuldigung.

Ich ziehe die Nulpen also zurück, obwohl ich mich gerade so an das Wort gewöhnt hatte.

26 Antworten auf „Deutsch-österreichische Nachrichtenorganisationen versagen“

  1. Wenn die Republik Zypern die ganze Insel umfasst, wie kommt es dann, dass sie im Nordteil nichts zu sagen hat?

  2. @Michalis:
    Die Berichterstattung zum aktuellen Vorgang ist überwiegend sehr oberflächlich und teilweise grob falsch, soweit kann ich Dir voll zustimmen. (Übrigens nicht nur in der deutschen Presse!) Aber in der so genannten „Zypern-Frage“ hat Deine Optik einen gewaltigen blinden Fleck.

    Da es 1974 zu äußerst ekelhaften Vorgängen auf der Insel kam mit Vertreibungen von türkisch-stämmigen Zyprioten von ihren Besitzungen im Süden der Insel in den wirtschaftlich schlechter gestellten Norden und von „Griechen“ aus dem Norden in den Süden, sind auf Zypern mit Hilfe einer (echt-)griechischen Militärjunta (in Athen) und einer (echt-)türkischen Militärjunta (in Ankara) faktisch und juristisch zwei Staaten geschaffen worden. (Die Vorgänge mögen in griechischen Schulbüchern etwas anders stehen, aber ich war zu dieser Zeit auf der Insel und habe Mord und Totschlag und Vergewaltigungen und Vertreibungen und Hausanzündungen mit eigenen Augen gesehen.)

    Wenn nun Journalisten (nicht nur in Deutschland) die Nordzyprer als Türkisch-Zyprer und die Südzyprer als Griechisch-Zyprer bezeichnet, ist diese Formulierung zwar sicher nicht staatsrechtlich und juridisch korrekt, aber sie trifft den Sachverhalt voll und ganz und ist vor allem absolut legitim. Bis auf etwas über 5000 „Griechen“ in Akrotiri und ein paar kleineren Exklaven hat der Norden eine rein türkisch(sprachig)e Bevölkerung. Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist sogar erst nach 1974 aus der (echten) Türkei zugewandert. (Du kannst natürlich noch die britischen Soldaten hinzurechnen. Das sind mit rund 7.000 einige mehr als die im Norden ansässigen „Griechen“.)

    Die Existenz einer „Republik Nordzypern“ zu bestreiten ist etwa so intelligent wie die jahrzehntelange Leugnung der Existenz einer „Deutschen Demokratischen Republik“ durch stockkonservative interessierte Seiten in der alten Bundesrepublik und der bis 1989 vertretene BRD-Anspruch einer „völkerrechtlichen Alleinvertretung“ Deutschlands. Aktuell will ich auf das immer noch aufrechterhaltene Mantra der VR China hinweisen, daß es kein Taiwan gebe.

    Daß einzig die Türkei Nordzypern als einen eigenen Staat anerkennt (und lange Zeit nur Ostblockstaaten die DDR und bis heute nur wenige Staaten Taiwan), ist völkerrechtlich ohne Belang, da sämtliche Kriterien für die staatliche Existenz Nordzyperns (und der DDR und Taiwans) erfüllt sind (bzw. waren): Staatsgebiet, Staatsvolk, Staatsgrenzen, Justiz, Polizei usw. Alles andere ist Interessenpolitik, aber kein Völkerrecht.

    Die Südzyprioten, wegen ihrer Sprache gemeinhin als „Griechisch-Zyprer“ bezeichnet, sind (oder waren zumindest noch bei meinem letzten Inselbesuch 2008) so verbohrt, daß ihre Landkarten und beispielsweise der Stadtplan von Nikosia die nördlichen Teile des Landes beziehungsweise Nikosias einfach nicht anzeigen. Die Karten sind ab der real existierenden Grenze einfach nicht weiter gezeichnet. Tabula blanca.

    Und ganz nebenbei: Die von der EU geforderte „Wiedervereinigung“ der beiden Teile der Insel ist an der Sturheit der griechischen Südzyprioten gescheitert, nicht am türkischen Norden. Daß die EU Südzypern dann trotzdem – mitsamt seinem Alleinvertretungsanspruch – aufgenommen hat, ist einer der vielen Fehler, die sie an ihrer Südostgrenze begangen hat. Es handelt sich nur um einen neuerlichen Beweis der politischen „Weisheit“ Brüssels, die wir gerade in diesen Tagen tagtäglich bestaunen dürfen.

    Ich freue mich übrigens nicht nur klammheimlich, sondern ganz offen, daß Herr Erdogan so massiv auf die Übernahme der Ratspräsidentschaft durch die Zyperngriechen reagiert und quasi die diplomatischen Beziehungen zur EU einstellt. Damit dürfte die seit Jahrzehnten drohende Aufnahme der Türkei in die EU sich um einige weitere Jahrzehnte verzögern. Eine Aufnahme der Türkei in die EU wäre meines Erachtens ein fast so schlimmer Fehler, wie es die Aufnahme der Drachme in den Euro war. 🙂

  3. Die im Norden lebenden Zyprer haben alle einen Zyprischen Pass und dürfen auch so viel ich weiß Wählen wenn Sie denn wollen. Haben also auch was „zu sagen“. Das die Menschen dort nicht viel zu sagen ahben liegt daran, dass Zypern teilweise durch die Türkei Völkerrechtswidrig besetzt ist,

  4. @Reiner Zufall: Leider beginnst du schon falsch. Es ist weder juristisch noch faktisch ein zweiter Staat geschaffen worden. Dein angeblicher Staat hat weder ein Staatsgebiet noch ein Staatsvolk (faktisch ist der südliche Teil ja heute sogar weitgehend von später aus der Türkei zugezogenen bewohnt). Das macht den Rest der Argumentation ein bisschen schwach. Genauso wie die angebliche Sturheit der „griechischen“ Zyprer. Der Annan-Plan, den du meinst, war völlig unannehmbar. Das lag aber an Annan und dem Plan, nicht an den Zyprern.

    Was mit dem Thema diese Textes aber nichts zu tun hat. Insofern, ganz kurz: nein.

  5. @mikis: Abgesehen vom dummen, fehlerhaften und oberflächlichen Nachrichtenjournalismus – wie muss und sollte man denn nun (sprachlich) mit der Zypernfrage umgehen? Denn die faktische Teilung (und ethnische Spaltung?) des Landes unter Berufung auf Völkerrecht, EU und diplomatischen Status einfach totzuschweigen, wie ich es Dir mal unterstelle, erscheint mir ein wenig einfach und erhellt den Leser auch nicht. Wie also korrekt verfahren mit griechisch, türkisch, zypriotisch, geteilt?

  6. @jokahl: Wie würde man mit jedem anderen Land umgehen, von dem ein Teil durch eine fremde Macht besetzt ist? Zypern ist Zypern. Es gibt einen besetzten Teil von Zypern, der völkerrechtlich zur Insel gehört, auf dem das Völkerrecht aber nicht durchgesetzt wird. Das ist die einzige Trennung, die es gibt. Also: Zypern und „der türkisch besetzte Teil“ z.B.. Das ist die weltweit einzig von der Türkei bestrittene Sichtweise, alles andere ist falsch. Es gibt keinen griechischen Teil, jedenfalls nicht anders, als wenn man in der Deutschschweiz vom deutschen Teil der Schweiz sprechen wollte, was sich die Schweizer zu recht verbitten würden. Nur als Denkmodell: Wenn die Türkei (meinetwegen auch als Antwort auf Progrome gegen in Österreich lebende Türken) völkerrechtswidrig Wien annektieren würde, wie würden wir Österreich danach nennen? Würden wir es in das deutsche und das türkische Österreich aufteilen? Deutschland und Österreich haben immerhin eine Menge gemeinsame Geschichte und eine gemeinsame Sprache (naja, ein wenig). Würde wir dann „die Deutschen“ sagen, wenn wir die deutschsprachigen Österreicher meinen?

    Und, ja, die Insel ist faktisch geteilt. Daran gibt es auch sprachlich nichts auszusetzen. Sie ist geteilt in Nord und Süd, wenn man so will, und davon ist ein Teil besetzt. Also wieder: die Republik Zypern, und „der besetzte Teil Zyperns“. Eine „Republik Nordzypern“, wie sie die Türkei behauptet, gibt es völkerrechtlich nicht. Warum sollte es sie also sprachlich geben? Es gibt auch keinen „türkischen Teil“, sondern einen „türkisch besetzten“. Historisch gesehen waren die Ethnien auf Zypern ja nicht räumlich getrennt, das ist erst nach der Militär-Intervention (oder wie man sie nennen will) 1974 passiert (for the record: für die es aus meiner Sicht einige argumentierbare Gründe gab – und die nebenbei ja die Junta in Griechenland gestürzt hat, was ja ein Glücksfall war. Für die Jahrzehnte währende Besetzung gibt es allerdings keine Rechtfertigung, und allein die Vorstellung, dass die EU zulässt, das einer ihrer Mitgliedsstaaten militärisch besetzt ist, ist eine Katastrophe und ein kollektives permanentes Versagen).

  7. @mikis: Sprachlich ist das alles nach wie vor verdammt schwierig. Faktisch existiert mittlerweile ja auch die ethnische Teilung, womit wir wieder beim monierten griechisch-/türkisch-zyp… wären. So beschreibt es überwiegend auch wikipedia (daher werden die „Journalisten“ es haben…), welche Nordzypern übrigens als „De-facto-Regime“ bezeichnet. Wie wäre es mit griechisch- und türkischsprachig, analog zur Schweiz?

  8. @jokahl: Ich kann die Schwierigkeit nicht nachvollziehen, und ich glaube, sie besteht darin, dass immer noch viele Menschen das Gefühl haben, Zypern gehöre irgendwie doch zu Griechenland. Es gibt kein türkischsprachiges Zypern analog zur deutschsprachigen Schweiz, sondern einen türkisch besetzten Teil. Vor der Teilung gab es eine türkischsprachige Minderheit unter den Zyprern, aber wir sprechen ja wegen einer dänischsprachigen Minderheit in Schleswig-Holstein auch nicht vom dänischsprachigen Teil. Es bleibt: Es gibt eine Republik Zypern. Ich wäre völlig damit einverstanden, wegen der Herkunft von Zypern-Griechen oder Zypern-Türken zu sprechen, wenn das benutzt würde wie Bayer oder Niedersachse, also die Nationalität nicht berührte, aber das wird es ja nicht.

  9. Es ist manchmal zum Schreien komisch, wie ganz einfache Dinge so sehr verkompliziert werden, dass man am Ende nicht einmal mehr die Frage versteht.

    Ich könnte die Sache noch komplizierter machen, indem ich anfage über Zypern, der Insel der Aphrodite nachzudenken, um dann die Frage zu stellen, ob diese GRIECHISCHE Göttin der Liebe eine Türkin war……

    Ich könnte jetzt anfangen darüber nachzudenken, warum die Briten – denen die Insel für sehr lange Zeit „gehört“ hat – und sehr, sehr viele von ihnen (immer noch) dort leben und florierende Unternehmen besitzen, weder mit ihrem Militär einmarschiert sind, noch irgendwelche Probleme mit den „GRIECHISCHEN “ Zyprioten haben……

    Ich könnte sehr viele bekloppte Fragen stellen und am Ende wüßten wir immer noch nicht, welche Formulierung für „griechische“ und „türkische“ Zyprioten zutreffend wäre, ncht wahr?

    Die Antwort ist einfach und die liefert der OIC (Organisation of Islamic Coorperation), deren Vorsitz die Türkei hat.
    http://www.oic-oci.org/page_detail.asp?p_id=228

    Diese Organisation ist sehr interessant. Sie hat ihre eignen Charta, einen 10 Jahres Aktionsplan und sogar eigene Menschenrechte formuliert

    „1990 wurde bei der 19. Außenministerkonferenz der OIC die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam beschlossen[3], welche als Leitlinie der Mitgliedstaaten auf dem Gebiet der Menschenrechte gelten soll. In den abschließenden Artikeln 24 und 25 wird die religiös legitimierte islamische Gesetzgebung, die Schari’a, als einzige Grundlage zur Interpretation dieser Erklärung festgelegt; indirekt wird damit die Allgemeingültigkeit der 1948 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossenen Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Frage gestellt. Auch von der Arabischen Liga wurde 1994 eine Arabische Charta der Menschenrechte verabschiedet, trat jedoch mangels Ratifizierungen nicht in Kraft, bis 2004 eine überarbeitete Version verabschiedet wurde.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_der_Islamischen_Konferenz

    Der OIC ist auch sehr besorgt wegen Zypern:
    http://en.trend.az/news/karabakh/1897675.html

    Und
    „OIC Held „Islamic Civilization in Mediterranean“ Conference in Cyprus“
    http://en.islamtoday.net/artshow-235-3875.htm

    Darüber freut man sich auch im Iran:
    http://www.jamaran.ir/en/NewsContent-id_15997.aspx

    Bringen wir es also auf den Punkt:
    Es geht um CHRISTLICHE und MUSLIMISCHE Zyprioten, die sich seit Jahrhunderten die Köpfe einschlagen und sich nicht einigen können oder wollen.

    That’s all.

  10. Und Mikis hat Recht.

    Der nördliche Teil der Insel wurde von der Türkei besetzt, um wie es so schön beim OIC heißt, „islamische Rechte“ zu bewahren.

    Später wurden noch Menschen aus Anatolien angesiedelt, mit denen sich KEIN muslimischer Zypriot identifizieren kann, um noch mehr Fakten zu schaffen, bei Wahlen zum Beispiel.

    Das ist die Politik eines NATO Landes.
    Und was machen NATO und EU?
    Nix verstehen. Weiter so.

  11. Und noch was:
    Auf dem Berg, den jeder Besucher und jeder Süd-Zypriote gut sehen kann ist eine RIESIGE türkische Fahne darunter steht sowas wie: „stolz ein Türke zu sein“.

    „Türke werden“ hieß für Griechen in Kleinasien nichts anderes als den muslimischen Glauben und einen entsprechenden Namen anzunehmen. So wurde man dann auch von der Dhimmi-Steuer befreit.

    Lange, alte Geschichte…….

  12. Und ein Letztes:

    „Erdogan will die Beziehungen zur EU während der griechisch-zyprischen Ratspräsidentschaft einfrieren.“

    Egal, wie man das Kind nennt. Erdogans Problem liegt meines Erachtens tiefer:

    Die Türkei hat mehr oder weniger die Beziehungen zu Israel erkalten lassen. Griechenland hatte immer sehr gute Beziehungen zu den arabischen Ländern, aber da es seit der Wirtschaftskrise keine Souveränität mehr hat und zum Protektorat von EU (Deutschland, Frankreich) und IWF (Amerika) geworden ist, hat es sich nach Erdogans Geschmack zu sehr Israel zugewandt. Siehe Athens Auslauf-Verbot der Palästina Hilfsflotte. (Obwohl diese Hilfsflotte vom griechischen VOLK begrüßt wurde!)

    Ich werte Erdogans Äußerung als unverhohlene Drohung gegen Griechenland. DESWEGEN auch diese dubiosen Formulierungen, die hierzulande keiner versteht und einfach nur abschreibt und wirres Zeug von sich gibt.

  13. Die Unfähigkeit der Redakteure ist ähnlich groß, wenn es um Eisenbahn und speziell Stuttgart 21 geht. In meinem Blog finden sich dazu etliche Kommentare. Zu den Minderleistern gehören dabei die Nachrichtenagenturen, speziell dpa/lsw, die weitgehend Pressemitteilungen kopieren und selten etwas hinterfragen. Leichtes Spiel für die Deutsche Bahn.

  14. @10,11,12,13 (lina):

    es ist manchmal zum schreien komisch, wie ganz einfache dinge so sehr verkompliziert werden, dass man am ende nicht einmal mehr die frage versteht.

    vielen dank für die these und den ausführlichen versuch eines nachweises.

    es gibt übrigens auch komplizierte dinge. und es soll sogar menschen geben, die das nicht gut aushalten mögen. und wirres zeug von sich geben.

    .~.

  15. @Reiner Zufall: was ist daran komisch, dass südzypriotische Karten Nordzypern nicht verzeichnen? Wenn man dort die Realität nicht vermessen kann, weil das (zumindest de facto) ein anderer Staat ist, wie soll man dann Karten, gerade amtliche mit einem gewissen Anspruch an Vollständigkeit und Richtigkeit, erstellen?

    Auch die amtliche Karte meines Wohnortes endet an der Stadtgrenze, obwohl wir mit den Nachbarstädten nicht im Krieg leben^^

  16. Ich habe mal auf Nordzypern gelebt, ein paar Anmerkungen:
    – Es ist üblich, von griechischen Zyprioten und türkischen Zyprioten zu sprechen.
    – „islamische Rechte“? Die Türkische Republik Nordzypern ist de facto eine Demokratie, eine säkulare übrigens.
    – So schlecht sind die entsprechenden Wikipedia-Artikel nicht, es wird auf den Londoner Garantievertrag von 1959 hingewiesen, auf den sich die Türkei 1974 berufen hat, und es wird auch zu Recht beschrieben, daß die Enosis eine der stärksten Wurzeln des Konflikts ist.
    – Daß auch heute noch viele Griechen (auch hochrangige Politiker) empfinden, Zypern gehöre zu Griechenland, ist ziemlich deutlich, wenn man die Geschehnisse verfolgt.
    – Der Zypern-Konflikt ist natürlich kein religiöser; davon abgesehen haben sich Islam und Christentum durchaus beeinflusst und vermischt.
    – Seit der Ablehnung des Annan-Plans gibt es in der UNO immer mehr Stimmen, die Nordzypern gern anerkennen würden, was politisch natürlich schwierig ist. Aber selbst Gerhard Schröder hat zugegeben, daß die Aufnahme Zyperns in die EU ein Fehler war.

  17. @ „Maria“
    Der Zypern Konflikt ist kein religiöser Konflikt. Das stimmt. ABER die Religion macht den großen Unterschied zwischen Griechen und Türken aus.

    Am besten illustriert das, was am Tag der Eroberung Konstantinopels in der Hagia Sophia passiert ist:

    „Am Sonntag, den 27. Mai 1453 hatte der osmanische Herrscher Sultan Mehmed II. seinen Truppen verkünden lassen, dass Konstantinopel nach der Eroberung drei Tage lang zur Plünderung offenstand. Am gleichen Tag fand der letzte Gottesdienst in der Kathedrale statt, den Orthodoxe und katholische Priester gemeinsam feierten.[12] Als die Stadt am 29. Mai 1453 fiel, wurde die Hagia Sophia von den Eroberern geplündert. Die anwesenden Gläubigen wurden getötet, vergewaltigt und/oder in die Sklaverei verschleppt. Der Sultan entweihte die Kirche, indem er das erste Gebet auf dem Hochaltar verrichtete.[13] Dass er zu Pferde in die Hagia Sophia eingeritten sein soll, bezeichnet Joseph von Hammer-Purgstall mit Bezug auf den zeitgenössischen Historiker Dukas als „Märchen europäischer Geschichtsschreiber“.[14] Angeblich war die Kirche bereits einen Tag nach der Eroberung eine Moschee.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Hagia_Sophia

    „- “islamische Rechte”? Die Türkische Republik Nordzypern ist de facto eine Demokratie, eine säkulare übrigens.“

    Aber sicher, doch! LOL

    Hier die Gründe des Scheiterns des Annan-Planes:

    „Zur Umsetzung des Plans war die getrennte Zustimmung der beiden Bevölkerungsgruppen in Volksabstimmungen vorgesehen. Die Abstimmung der griechischen Zyprioten ergab am 24. April 2004 eine Ablehnung von 76 %. Dagegen stimmten die türkischen Zyprioten mit 65 % zu. Damit war der Annan-Plan als die bis dato einzige reale Gelegenheit, die Teilung der Insel zu beenden und den Aussöhnungswillen zu bekunden, gescheitert.

    Zu den Motiven, die auf griechisch-zypriotischer Seite zur Ablehnung führten, gehörte die als nicht angemessen angesehene Kompensation der Vertriebenen von 1974. Hinzu kam, dass für 25 Jahre nur 20 % der Vertriebenen in ihre Herkunftsorte hätten zurückkehren dürfen. Dagegen wurden den Vertriebenen der türkischstämmigen Zyprioten das Recht auf Rückkehr zuerkannt. Hinzu kam auch Kritik an der begrenzten Freizügigkeit im wirtschaftlichen Bereich sowie die dauerhafte Präsenz von türkischen Armeeeinheiten.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Annan-Plan

    ABER wir sind ganz schön vom Thema abgeschweift:

    Miki wollte klarstellen, dass Zypern NICHT zu Griechenland gehört. Das ist Fakt.
    Fakt ist auch, dass die gesamte Insel in die EU aufgenommen wurde und dass der nördliche Teil dieser Insel, die auch zur NATO gehört, von einem anderen NATO Mitglied, der Türkei miltärisch besetzt wird. PUNKT.

  18. „Der nördliche Teil der Insel wurde von der Türkei besetzt, um wie es so schön beim OIC heißt, “islamische Rechte” zu bewahren.“

    Sorry, das ist gelinde gesagt, ein Schwachsinn. Hier scheint eine sich nicht die Mühe gemacht zu haben, zu erforschen, wie die türkische Seite das Ganze sieht. Zeitzeugen erzählen was ganz anderes.

  19. Ohr könnt die Zyprer meinetwegen nennen wie ihr wollt.

    Fakt ist allerdings eines:
    Die Behauptung vieler Medien, dass die EU-Ratspräsidentschaft von Griechenland und Zypern gemeinsam ausgeübt wird, ist haarsträubender Unsinn und ich möchte steif und fest behaupten, dass Erdogan so einen Schwachsinn im direkten Wortlaut auch so nie von sich gegeben hat.

  20. @ Runkel

    Das stimmt. Erdogan hat sich tatsächlich anders ausgedrückt. Ich habe mal beim türkischen Staatsfernsehen TRT, das auch eine deutsche Seite hat nachgeguckt.

    Erdogan besuchte Zypern, um den 37. Jahrestag der „Friedens- und Freiheitsoperation“ – damit ist der militärische Einmarsch des Staates Türkei gemeint……

    Der TRT-Originaltext:
    „Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist zur Teilnahme an den Feierlichkeiten anlässlich des 37. Jahrestages der Friedens- und Freiheitsoperation in die Türkische Republik Nordzypern gereist. Erdogan wurde auf dem Flughafen Ercan mit Begeisterung empfangen. Im Flughafen rief Erdogan der jubelnden Menge, die Türkei sei mit der Türkischen Republik Nordzypern auf innigste verbunden und werde einer Operation auf diesem Boden nicht erlauben. Ein Staat Zypern existiere nicht, nur eine inselgriechische Administration und die Türkische Republik Nordzypern. Ferner sagte Erdogan das Embargo und die Isolation gegenüber Nordzypern seien nicht legal. Nach dem Treffen zwischen Staatspräsident Dervis Eroglu und Ministerpräsident Erdogan gaben beide Führer Botschaften der Einheit und Geschlossenheit ab. Eroglu sagte, ohne die Friedensoperation von 1974 wären sie jetzt wie Palästina gewesen.

    Ministerpräsident Erdogan rief die Zyperntürken dazu auf nicht den Intrigen marginaler Gruppen zu verfallen und eine Seele zu sein. Erdogan war auch Gast der gemeinsamen Sendung von TRT und BRT. Im Interview sagte Erdogan, wer die Türkei auf Zypern nicht sehen wolle, würde mit dem Süden kooperieren.

    Ein weiteres Thema war die EU-Ratspräsidentschaft von Südzypern. Ministerpräsident Erdogan sagte hierzu, wenn die EU die EU-Ratspräsidentschaft von Zypern auf die Agenda bringt, werde die Türkei diese sechs Monate einfrieren, denn Südzypern werde nicht als Ansprechpartner betrachtet. Bis diesbezüglich Klarheit herrscht werde die Türkei ihre Haltung aufrechterhalten. Zur Lösung auf Zypern sagte Erdogan, dies könne nur mit der Akzeptanz von zwei gleichberechtigten Gründerstaaten erfolgen, Südzypern hingegen strebe eine alleinige Herrschaft auf der Insel an. Erdogan ermahnte Südzypern zu Vorsicht auf, da die Türkei ansonsten eine klare Haltung einnehmen werde.“

    http://www.trtdeutsch.com/trtworld/de/newsDetail.aspx?HaberKodu=a894e04b-9728-440b-99b5-bd2895932a45

    Einen Tag später erscheint dieser Text:

    „Der 37. Jahrestag der türkischen Friedensoperation in Nordzypern wird in der Türkischen Republik Nordzypern als Friedens- und Freiheitsfest begangen.

    Gestern nahm Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan an den Feierlichkeiten anlässlich des Friedens- und Freiheitsfestes in der Türkischen Republik Nordzypern teil.

    In seiner Rede bei der Zeremonie sagte Ministerpräsident Erdogan, ihr Wunsch sei es, einen Weg für eine Friedensatmosphäre, Entwicklung und Kooperation auf Zypern zu ebnen. Doch soll niemand davon ausgehen, dass dieses Fenster der Möglichkeiten bis in alle Unendlichkeit offen bleiben wird.

    Im Zusammenhang mit der insel-griechischen Administration sagte Erdogan, die nordzyprische Regierung habe zur Überwindung eines Elektrizitätsproblems in Südzypern Schritte gesetzt. Die südzyprische Kirche hingegen fordere das inselgriechische Volk auf, anstelle des Stroms Kerzen oder Gaslampen zu benutzten, denn es sei aus religiöser Hinsicht verboten, nordzyprischen Strom zu benutzen. Diese Menschen würden sehr rückschrittlich leben. Solch eine Auffassung erschwere es den Prozess voranzutreiben. Ihr Problem liege wieder bei ihnen selbst. Türken würden den Menschen niemals schaden.

    Über die Europäische Union im Zusammenhang mit Zypern sagte Erdogan, wenn Südzypern, ohne die Lösung der Zypern-Frage, in 2012 die EU-Ratspräsidentschaft übernehme, werde die Türkei ihre Beziehungen zur Europäischen Union vollkommen einfrieren.

    Im Rahmen der Veranstaltungen zum 20. Juli wurde auch am Yavuz Cikarma Strand, dem Ort, an dem die türkischen Soldaten für die Freiheit der Zypern-Türken landeten, eine Zeremonie veranstaltet“

    http://www.trtdeutsch.com/trtworld/de/newsDetail.aspx?HaberKodu=00052283-bb1f-489c-927f-bf3389ec42eb

    Und laut TRT scheint Erdogan Ziele zu haben (de ich aber nicht verstanden haben)

    „Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat nach seinem Jahr 2023 Ziel für die Türkei für Nordzypern das Ziel 2015 gesetzt. In seiner Eröffnungsede in Gazimagosa sagte Erdogan, mit den Schritten während der Meisterphase werde Nordzypern im Jahre 2015 ganz anders aussehen. Im Vorfeld der Eröffnungszeremonie besichtigte Erdogan Güzelyurt und Maras vom Helikopter aus. Maras blieb seit der Friedensoperation auf Zypern zur Besiedlung geschlossen. Nach seinen Kontakten kehrte Erdogan in den späten Stunden nach Ankara zurück. “
    http://www.trtdeutsch.com/trtworld/de/newsDetail.aspx?HaberKodu=2aa0af02-815a-4a5e-9f2f-63e2e9d2d27c&title=Erdogans Ziel für die Türkische Republik Nordzypern

  21. Man sollte jetzt fair sein und das griechische Staatsfernsehen zitieren:

    „Neue provokative Äußerungen Erdogans

    Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will die Beziehungen zur EU während der zyprischen Ratspräsidentschaft im kommenden Jahr für ein halbes Jahr einfrieren. „Sechs Monate lang wird es keine Beziehungen zwischen der Türkei und der EU“ geben , erklärte Erdogan am gestrigen Dienstag kurz vor seiner Abreise in die besetzten Gebiete Zyperns anlässlich des Jahrestages der türkischen Militärinvasion im Sommer 1974.
    Mit den Vertretern der Griechischen Inselrepublik werde die Türkei währe Erdogan. „Die Beziehungen zur EU werden eingefroren „.
    Die Republik Zypern ist seit dem 1.Mai 2004 Mitglied der EU“
    http://www.ert.gr/filia/index.php/de/component/content/article/232-2011-07-20-08-31-44.html

    Und die Antwort Papandreous:

    „Papandreou: Kern des Zypernproblems ist die türkische Invasion

    Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will die Beziehungen seines Landes zur Europäischen Union während der zypriotischen Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2012 einfrieren.
    „Sechs Monate lang wird es keine Beziehungen zwischen der Türkei und der EU geben“, sagte Erdogan der liberalen türkischen Zeitung „Milliyet“ (Dienstag-Ausgabe).
    Anlässlich des gestrigen 37.Jahrestages der Türkischen Invasion auf Zypern bemängelte der griechische Premierminister Giorgos Papandreou die Haltung seines türkischen Amtskollegen und stellte fest, dass der Kern des Problems die türkische Invasion, die Besatzung und die Kolonisierung sei. Zugleich verwies er darauf, dass Griechenland weiterhin mit all seinen Kräften die zyprische Republik unterstützen werde.“

    http://www.ert.gr/filia/index.php/de/news/239-2011-07-21-07-36-52.html

  22. „mit Griechenland so viel zu tun hat wie Österreich mit Deutschland“

    Bis auf einen klitze kleinen Unterschied: Zypern WAR und IST Opfer …

  23. Lone SR
    „Zypern WAR und IST Opfer …“

    Die MENSCHEN auf Zypern sind, meiner Meinung nach, die Opfer, weil sie immer wieder von einigen Wenigen, die finanzielle Interessen haben, instrumentalisiert werden.

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