Das Leistungsschutzrecht – oder: Wie bastle ich mir ein Gesetz

Die Schwatzgelben planen nun offenbar ein Leistungsschutzrecht (LSR) für Verlage, vermeldet die (großartige und recht verlagsferne) Online-Publikation Carta, die offenbar an einen Entwurf des entsprechenden Teil des Koalitionsvertrages gelangt ist – und wenn dieser Entwurf in Gesetzen münden würde, wäre der Carta-Text von dem geplanten Leistungsschutzrecht möglicherweise nicht geschützt, weil Carta als selbsterklärter „Autoren-Blog“ wahrscheinlich gar nicht als „Presseverlag“ anerkannt wäre. Und für die soll das Leistungsschutzrecht ja gelten. Diese Welt ist schon manchmal lustig.

Ganz kurz für alle, die das LSR bisher nicht genug interessiert hat, um nachzulesen, was das soll: Es würde bedeuten, dass Presseverlage wie z. B. Musikverlage eine Gesellschaft gründen könnten, die für jede öffentliche „Aufführung“ eines von einem Verlag produzierten Inhaltes Geld einsammeln und an den Verlag auszahlen könnte. Bei Musik macht das die GEMA, die von jedem Radiosender, Clubbetreiber und Konzertveranstalter Gebühren für die gespielte Musik erhebt und an die Rechteinhaber verteilt.

Das klingt im ersten Moment logisch, aber das ist es nicht, und mein Magen zieht sich immer stärker zusammen, je länger ich versuche, dieses System zu durchdenken. Denn es geht hier ja nicht darum, dass ein Autor oder ein Fotograf die Rechte an seinen Werken behält, auch nicht darum, dass Verlage für eine unerlaubte Nutzung wesentlicher, originärer Teile einer Arbeit entschädigt werden. Das ist längst geregelt, und zwar im Urheberrecht. Das Leistungsschutzrecht geht darüber hinaus – in einem Wort zusammengefasst geht es natürlich um Google: Der Suchmaschinenbetreiber soll für jedes Mal, bei dem er die Headline und die ein, zwei oder drei Zeilen, die er im Suchergebnis ausgibt, bezahlen. Denn schließlich steht neben dem Suchergebnis potenziell eine Anzeige, mit der Google Geld verdient. Die großen Medienkonzerne des Landes und mit ihnen die Neu-Koalitionäre sind der Ansicht, Google müsste für diese Möglichkeit, Geld zu verdienen, eine Art Zugangsgebühr bezahlen. Ich bin völlig anderer Ansicht. Und die komplette Konstruktion dieses Schutzrechtes ist so obskur, dass in der Argumentation seiner Verfechter nur noch der Satz fehlt „der Pantelouris hat recht“ um klarzustellen, dass ich recht habe. Alles andere ist gesagt.

Gucken wir uns das der Reihe nach an:  „Presseverlage“ würden also einen Sonderstatus erhalten, der ihre drei Zeilen schutzwürdiger macht als die drei Zeilen, die Google möglicherweise zu diesem Blog-Eintrag anzeigt. Welche Definition wir auch immer für „Presseverlag“ finden (vielleicht bin ich dann ja auch einer): Es wird also in Zukunft Texte geben, die ein besonderes Recht genießen gegenüber dem Angebot eines Elektronikmarktes oder dem Newsletter einer Bio-Käserei. Da stellt sich schon die erste Frage: Warum? Es ist ja nicht so, dass die Verlage gezwungen sind, bei Google gelistet zu werden. Sie können Google ausschließen. Aber das wollen sie nicht. Sie wollen Traffic von Google, aber Google soll noch dafür bezahlen. Als Argument dafür werden mal abwechselnd und mal gleichzeitig zwei Gründe angeführt: a) Google verdient ja auch Geld damit und b) die Presse erfüllt einen unverzichtbaren Auftrag für die Demokratie. Das verwirrende an diesen Argumenten ist, dass sie gleichzeitig richtig und falsch sind: faktisch stimmen sie, aber für die Argumentation sind sie irrelevant.

Google verdient Geld mit Anzeigen neben allen möglichen Einträgen. Nach dem Prinzip des LSR müsste also zunächst einmal jeder Urheber, dessen Einträge von Google gefunden werden, ein moralisches Anrecht auf eine Beteiligung an Googles Einnahmen haben, denn wenn nicht einmal die Denkfigur richtig wäre, dass Google mit fremden Inhalten Geld verdient, dann wäre das gesamte Unterfangen der Verlage unmoralisch. Könnte es also sein, dass wir als Gesamtheit der Internet-Urheber prinzipiell ein Anrecht auf Teilhabe an den Google-Einnahmen haben, weil Google ohne uns nichts hätte, dass es listen könnte?

Das hieße auch, dass die Gesamtheit der Telefonbesitzer prinzipiell noch eine Rechnung mit der Telekom offen hat, weil die ja Werbung auf die Telefonbücher druckt, die es ohne uns nicht gäbe. Wie gesagt, alles theoretisch, denn niemand glaubt, dass das realistisch zu bewerkstelligen wäre. Aber wäre das in der Theorie gerecht?

Die Antwort ist nein. Google bietet einen Service, wie das Telefonbuch einen Service geboten hat (und vielleicht manchen immer noch bietet). Das Argument, dass der Ordnende seine Objekte bezahlen muss, weil er ohne sie nichts zu ordnen hätte, ist meiner Meinung nach schon im Kern nicht darstellbar: Müssten sonst Kartenverlage an jede Kommune zahlen, die auf ihren Landkarten auftaucht? Oder zumindest nachfragen, ob sie auf der Karte zu sehen sein wollen? Muss die Stadtreinigung mich dafür bezahlen, dass ich den Dreck mache, den sie dann wegräumen können?

Schon prinzipiell ist dieses Recht also ein falsches Konstrukt, aber was ist, wenn wir die Ausnahme betrachten? Wenn wir sagen: Die deutsche Presse erledigt eine so wichtige Aufgabe für die Demokratie, dass wir sie selbst mit prinzipiell falschen Maßnahmen unterstützen müssen? Kann das sein?

Nun ja: Selbst wenn es so wäre, käme doch auch weiterhin ein großer Teil des Traffics auf journalistischen Seiten von Google. Google erledigt also auch eine wichtige Aufgabe für die Demokratie. Vielleicht sollte man Google also lieber von Steuern befreien und noch einfacher noch mehr Nachrichten an noch mehr Leser verteilen lassen? Aber in Wahrheit ist das Argument auf einer noch einfacheren Ebene falsch: Die Presseverlage wollen und sollen besser gestellt werden als der Käseladen mit seinem Newsletter, und Google soll den Verlagen Geld zahlen, dem Käseladen aber nicht. Wie gesagt, mit dem Argument, dass Google ja mit den Inhalten der Verlage auch Geld verdient. Nun ist es aber so: Google verdient mit dem Käseladen auch Geld, nur gilt dessen Geschäftsziel nicht als wichtig für die Demokratie. Das Problem dabei ist: Nicht alle Geschäftsziele eines privaten Verlages sind wichtig für uns als Gesellschaft. Um die Demokratie zu befördern, muss ein Verlag nicht reich sein. Insofern ist ein – prinzipiell ja falsches – LSR als Ausnahme wegen der demokratiefördernden Wirkung von Verlagen eigentlich nur denkbar, wenn Verlage diese eine, demokratisch relevante Aufgabe sonst nicht erfüllen könnten. Es müsste eine Grenze geben, die klar definiert, welche Inhalte bis zu welcher Größenordnung förderungswürdig sind, ansonsten muss ich sagen: Für unsere Gesellschaft ist meiner Meinung nach auch journalistische Unterhaltung wichtig. Auch das Sudoku. Auch der Wetterbericht. Sehr wichtig sogar. Aber nicht wichtiger als Käse. Dann müssten wir plötzlich alles fördern. Kurz: So lange es das wichtigste Ziel eines Verlages ist, Geld zu verdienen, sehe ich keinen Grund, warum man das mit einem falschen Gesetz staatlich fördern muss. Und das andere gibt’s ja schon: die Öffentlich-Rechtlichen.

Aber warum sollte etwas, das bei der Musik mit der GEMA leidlich funktioniert, bei uns nicht gehen? Vorweg: Ich glaube persönlich nicht, dass das Komponieren und Interpretieren von Musik mit dem Journalismus vergleichbar ist, weil das eine aus meiner Sicht eine Kunst ist und das andere eine Art handwerkliche Dienstleistung. Journalismus ist keine Kunst, auch wenn es ein paar aufgeblasene Selbstdarsteller geben mag, die das immer noch behaupten. Aber wir sollten, um auch das letzte Argument gehört zu haben, noch einmal einen Blick auf die Musikwelt werfen. Dort
zahlt man Geld, wenn man fremde Stücke öffentlich nutzt. Und das aus meiner Sicht überall da zu recht, wo es kommerziell passiert. Wenn ich fremde Werke zu meinem finanziellen Vorteil ausnutze, muss ich dafür bezahlen. Aber tut Google das, wenn sie einen Link setzen mit einem inhaltlichen Teaser und einer Headline? Ich glaube nicht. Sie weisen auf die Existenz eines Inhaltes hin, aber das nutzt noch nicht diesen Inhalt. Das wäre ja, als würde ein Reisejournalist die Stadt Venedig zu seinem finanziellen Vorteil ausnutzen, wenn er über sie schreibt. Seine Dienstleistung weist darauf hin, dass es die Stadt gibt (und er schickt ihr möglicherweise sehr realen Traffic), aber zu behaupten, er nutze ihre Existenz aus, überspannt doch ein bisschen meine Vorstellung von Nutzung (aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ich habe weite Teile meiner Jugend damit verbracht, auf die Existenz von Winona Ryder hinzuweisen. Es hat nichts genutzt).

Und, nebenbei, wenn jemand eine Nachricht bei Google nicht ansurft, weil ihm die zwei oder drei Zeilen unter der Headline schon genug Auskunft gegeben haben, dann haben die Verlage (die dadurch auf einen Klick verzichten müssen) eine schwere Lektion offensichtlich noch nicht verinnerlicht: Wer auf Grundlage dieser wenigen Worte einen Link nicht anklickt, der verzichtet nicht deshalb darauf, weil er diesen wenigen Worten schon genug über die Nachrichtenlage entnommen hat – sondern weil ihn die Nachricht nicht interessiert. Google ersetzt keine Nachrichtenseite. Es bewahrt uns nur davor, Dinge zu lesen, die wir gar nicht lesen wollen.

Und da sind wir bei der Wahrheit angelangt: Verlage haben viele Jahre lang ein Geschäftsmodell zur Perfektion gebracht, in dem a) alle Leser die ganze Zeitung kaufen und bezahlen mussten, auch wenn sie sich nur für einen winzigen Teil davon interessiert haben. Und haben b) mit diesen Verkaufszahlen auch noch Anzeigenkunden angelockt, die so ihr Geld in unkontrollierbare, oft uneffiziente Werbeformen stecken konnten zu deren Gunsten dann auch noch c) immer mehr Hefte und Zeitungen immer weniger echten Inhalt für Leser geboten haben – Anzeigenumfelder statt Journalismus.

Wir sitzen also da mit einem Produkt, das in den meisten Fällen, in denen es nicht verkauft, auch nicht besonders gut ist und von dem Leser wenig erwarten. Wir haben zu viel Scheiß produziert, und nur weil wir damit viel Geld verdient haben hatten wir damit noch lange nicht recht. Es hat Spaß gemacht, aber jetzt ist die Party vorbei. Der vernünftige journalistische Impuls wäre heute, die Qualität zu verbessern und es möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, das auch zu erkennen. Dafür braucht es guten Journalismus und viele, viele Links die auf ihn verweisen. Aber das scheint nicht der Weg zu sein, den sich die großen, mächtigen Verlagsorganisationen und Konzerne vorstellen. Stattdessen wollen sie offenbar lieber die nächsten Jahrzehnte mit Suchmaschinenoptimierung und dem Einsammeln von indirekten Staatshilfen verbringen (denn was sonst ist ein ungerechtes Gesetz zugunsten von Organisationen, mit denen Politiker es sich nicht verscherzen wollen? Nur bezahlt es in diesem Fall nicht direkt der Steuerzahler, sondern Google – falls sie nicht einfach aufhören, Inhalte von Presseverlagen zu listen).

Das geplante Leistungsschutzrecht ist also falsch. Es ist prinzipiell falsch, weil wir hier eine Dienstleistung retten wollen indem wir ihr Rechte geben, die ihr nicht zustehen – und sie dabei auch noch verschlechtern. Es kann sein, dass dieses Leistungsschutzrecht für kurze Zeit die wirtschaftliche Situation einiger großer Verlage verbessert, wenn diese in Zukunft noch mehr Kraft investieren, um von Google besser gefunden zu werden. Aber für den Journalismus im Internet wird es meiner Meinung nach kontraproduktiv sein.

Aber vielleicht irre ich mich ja auch total: Möglicherweise finden wir einen Weg durch dieses Gesetz, mit dem plötzlich jeder von uns 15 „Presseverlage“ unter verschiedenen URLs gründen und so die ganz große Umverteilung beginnen kann.

Aber ich fürchte, das alles ist nur eine ganz große Lüge, bei der es um nichts anderes geht, als dem reichen Google irgendwie Geld abzunehmen und es dann unter den auch nicht Armen zu verteilen. Das Leistungsschutzrecht belohnt hier keine Leistung sondern Suchmaschinenoptimierung, es bietet keinen Schutz sondern führt zu einer Zwangsabgabe und es ist vielleicht ein Gesetz – aber recht ist es mir deshalb noch lange nicht.

 

25 Antworten auf „Das Leistungsschutzrecht – oder: Wie bastle ich mir ein Gesetz“

  1. Immer, wenn ich nach ein paar Tagen mit Tagespolitik und Internetfragmenten den Eindruck gewonnen habe, daß wir alle spinnen und es irgendwann *klck* machen wird und sich die Welt in einem Logikwölkchen auflösen wird (wenn nicht vorher in irgendeiner Umweltkatastrophe), und wenn ich dann also sehr desorientiert und bedröppelt bin, dann lese ich diesen Blog, und es geht wieder.
    Er ändert überhaupt nichts an meiner genannten Einschätzung der Lage, aber es tut so gut, Deine informativen, verständlichen, gut strukturierten und dabei noch unterhaltsamen Artikel zu irgendeiner der zahlreichen Absurditäten zu lesen, daß man sich echt dran hochziehen und dann wieder ein paar Tage aufrecht gehen kann, fast wie ein homo sapiens.
    Danke!

  2. Interessanter wird doch, wie die Abgrenzung zum Zitierrecht geregelt würde. Darf man dann keine drei Zeilen mehr zitieren, sobald man auf irgendeinem Wege finanzielle Einnahmen aus einem Blog zieht? Ich bezweifle, dass das verfassungsrechtlich überhaupt haltbar wäre. Versucht werden könnte es natürlich.

    Für Google würde sich in dem Fall einfach anbieten, die entsprechenden Anbieter, die keine kostenlose Nutzung ihrer Leistungsschutzrechte einräumen, zu de-indizieren: manuell, absolut widersinnig, weil die Verlage selbst die Indizierung nicht verhindern werden. Wahrscheinlich gäbe es dann Forderungen nach einem Folgegesetz, dass die Verlage doch einen Anspruch hätten, von Google verlinkt zu werden. Auf die absurden Diskussionen bin ich dann mal gespannt.
    Für die Übergangsphase täte es ja auch mal ein manuell heruntergesetzer Pagerank, damit die Verlage mal wieder überprüfen können, wer hier eigentlich von wessen Arbeit profitiert.

  3. Ich frage mich ja, was passieren würde, wenn Google einfach aufhört, Links auf Seiten zu publizieren, die auf ihr neues Leistungsschutzrecht pochen. Da Onlinenachrichten ja auch von Nichtverlagen (z.B. tagesschau.de, wobei natürlich immer die Frage ist ob das auch als Presseverlag zählt) kommen, würde das den Nutzen für Sucher nicht sehr verringern.

  4. @kamenin: richtiger Hinweis, und er macht die absurdität deutlich: eigentlich sollten verlage, wenn sie es mit ihrem Auftrag ernst meinen, an der Verbreitung wenigstens den winzigen Hauch mehr Interesse haben als an dem geld verdienen. Es gab mal eine zeit, da war klar, dass man Geld verdient, um Journalismus zu machen, nicht anders herum. Zumindest war es das, was in den sonntagsreden durchschien. Dann wurde zwar die welt demokratischer aber auch das Feld knapper – und die Wahrheit kommt ans Licht.

    Butte entschuldigt diecrechtschreibung, ich tippe aufcdem Telefon.

  5. Hallo zusammen, mein iRights.info-Kollege Till Kreutzer und ich haben ausführlich beschrieben und analysiert, mit welchen Mitteln zum einen die Forderung nach einem Leistungsschutzrecht auf die politische Agenda gesetzt wurde, was sie bedeutet und wie sie einzuschätzen ist. Eine Zusammenfassung mit links zu diesen Analysen gibt es hier: http://irights.info/index.php?id=829

    Dabei muss man immer wieder betonen, dass derzeit kein einziger ausgearbeiteter Vorschlag dazu vorliegt, wie ein solches Gesetz aussehen soll, was dazu führt, dass alle, die sich den Kopf darüber zerbrechen, im Nebel stochern.

  6. Danke für den Beitrag und meine volle Zustimmung!

    Meine Frage: Wer glaubt denn im Ernst, dass Google an diesen „Leistungsrechtverwalter“ zahlen würde?
    Mit 5 Sekunden nachdenken fällt mir jedenfalls folgende Lösung für Google ein: Es wird nicht mehr aus den Meldungen zitiert sondern nur noch das Thema in Stichworten angegeben und die Links tragen nur den Namen des Anbieters. Zum Beispiel:

    Busunglück in XY-Stadt (Fett)
    Spiegel-online (link)
    Bild (link)
    SZ (link)
    XY-Stadt-Anzeiger (link)
    5632 ähnliche Ergebnisse wurden aus der Suche ausgeblendet….

    Das würde die Verlage sicherlich nicht davon abhalten, eine Vergütung zu verlangen alleine für das Anbringen eines Link. Noch lächerlicher können Sie sich ja nicht mehr machen….

    Grüße vom Ork

  7. Ist doch super – die arroganten und aufgeblasenen Werbeflächenverkäufer (oft „Journalisten“ genannt) fordern von Google Geld, google zeigt denen den Vogel, sie werden aus den Ergebnisslisten gestrichen und schon rutschen nicht am Werbegeld-Tropf hängende Blogs und tatsächlich unabhängige Medien nach oben. Besser kann’s doch gar nicht werden!

    (PS: Ein kleiner Hinweis, dass für den Spamschutz JavaScript und Cookies aktiviert sein müssen, wäre nett)

  8. Hiho,

    was sollte Google davon abhalten, für die Listung der Verlagsseiten Geld zu verlangen? Rein zufällig in Höhe der an die Verlage abzuführenden Gebühren.

  9. Also scheinheiliger als die gesamte Verlagswelt geht’s ja kaum noch. Da fällt den Herren von dort oben ein, dass Sie ja eigentlich auch ganz gerne ein Stück vom großen Kuchen hätten und suchen einigen sich geschlossen auf einen Gegner, den man der Politik eventuell noch am ehesten als solchen darstellen könnte. Dass dies bei genauerer Betrachtung natürlich absoluter Unfug ist, dürfte jedem Leser hier klar sein und wurde ja auch im Betrag ausgiebig geschildert. Google hatte darauf auch bereits die richtige Antwort gegeben indem man darauf hinwies, dass Googles Indizierung alles andere als ein Zwang sei und wem dies nicht gefalle, könne doch bitte seine Site für Googles Robots sperren. Aber halt! Nein! zwar würde das der offiziellen Verlagsforderung entsprechen, dass es doch nicht sein könne, dass Google mit den Inhalten (eher Überschriften) der Zeitungen Geld verdiene, aber man hätte doch dann noch immer kein Stück vom Kuchen. Hier hat man ganz einfach zeitgemäße und attraktive Geschäftsmodelle (Die Tatsache, dass innerhalb eines durchschnittlichen Zeitungs-Onlineauftritts mehr anzeigen als Inhalte zu sehen sind kann man jedenfalls nciht als solches werten) verpennt und versucht diese nun auf Kosten anderer zu „entwickeln“. Und dass gerade die FDP an dieser Stelle einschreiten will und sich derart naiv gibt, macht mich stutzig – Gerade die Liberalen waren doch stets davon überzeugt, dass der Markt solche Zustände selbst korrigiert und es keiner Regulierung des Staates bedarf.

    Ich würde zu gern wissen wie es aussähe wenn Google einfach den nächsten großen Verlag, der öffentlich nach einer Abgabe schreit, von der Indizierung und den Suchergebnissen, speziell Google News, ausschließt. Vermutlich würde manch ein Verlags-CEO feststellen, dass man besser nicht den Ast absägen sollte auf dem man sitzt.

  10. Gibt es nicht für die Entlohnung solcher Zweit-Nutzungen die VG Wort und ihre Ausschüttungen für Online-Texte? Aber vielleicht ist da das Problem, dass die VG Wort Blogs genau so als Publikationen behandelt wie die Webseiten der „Presseverlage“…

  11. Im Prinzip wird das nur dazu führen, dass sich google irgendwann einfach dafür entscheiden muss z.B. fürs gelistet werden ebenfalls Geld zu verlangen … oder alle die Geld kassieren wollen einfach nicht mehr zu listen. Viel Spass in der Bedeutungslosigkeit, liebe Zeitungsverlage!

  12. @Jens: da liegt genau ein Knackpunkt – du denkst zu gesund und vernünftig. Bisher berufen sich die Verwertungsgesellschaften wie die vg Wort natürlich auf das Urheberrecht usw. Das hilft aber nicht, wenn man für den simplen Verweis mit einem dreiteiligen textauszug kassieren will…

  13. Also was man an der „Idee“ eines Leistungsschutzrechtes ja auch eindrucksvoll sehen kann, ist, wie scheinheilig die sogenannten Liberalen mit der „freien“ Marktwirtschaft umgehen. Freiheit in der Wirtschaft gut und schön, aber bitte nur für unsere Freunde und Bekannten der „alten“ Wirtschaft und nicht für die, die sich wirklich clevere Geschäftsmodelle einfallen lassen.
    Eine einzige verlogene Bande ist das. Man kann von Google halten was man will, aber gerade als Liberaler sollte man den Mund da nicht zu voll nehmen mit der Kritik, weil das „Phänomen Google“ eben genau das ist, was ihre Ideologie impliziert! Und kaum führt das ein Konzern mal vor, schon geht das große Geheule los und alle schreien nach neuen tollen Gesetzen zur „Besitzstandswahrung“.
    Diese wirtschaftliche Bigotterie macht mich so dermaßen wütend, davon wird einem regelrecht schlecht.

  14. Mit weniger Lobby-Arbeit verbunden wäre es sicherlich, wenn sich die Verlage darauf konzentrieren würden, ein gutes Produkt anzubieten, das qualitativ z.B. den Ruf nach Paid Content rechtfertigen würde. Stattdessen vom Wegweiser Geld zu verlangen, der den Kunden die Richtung zur eigenen Werkstatt weist, ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Die Herren sollten einmal ihre Webmaster befragen, woher eigentlich der Traffic auf ihren Seiten stammt.
    Aus reiner Neugier hab‘ ich übrigens gerade mal meinen Werbeblocker deaktiviert und ein paar Zeitungs-Webseiten angesteuert. Das mach ich so schnell bestimmt nicht wieder…

  15. Google beugt sich China. Google würde sich auch Deutschland beugen.

    Google hat keine Ideale die es verteidigen möchte. Google will Geld verdienen. Wie alle. Das ist der Punkt.

    Wenn Sparkassen-Anita keine Ergebnisse mehr auf Google findet, weil Google deutsche Seiten nicht mehr im Index hat, dann nutzt sie Yahoo, Bling oder sonstwas. Das wird Google nicht der guten Sache wegen in Kauf nehmen.

    Google wird mehr Geld einnehmen wollen wenn es mehr Ausgaben hat. Firmen die mit Google Geschäfte machen wollen werden höhere Preise zahlen müssen. Firmen werden woanders sparen oder mehr Geld verdienen müssen. Ratet mal von wem das Geld letztendlich kommen wird.

    Ihr seht die Wurzel des Übels nicht.

  16. ich bin vor ca. 3 stunden über die rubrik ‚linkwertig‘ (netzwertig.com) auf ihren blog gestoßen und habe soeben erschrocken feststellen müssen, dass meine dringend benötigte ruhezeit auf bedrohliche 4 stunden geschrumpft ist …
    wunderbare 3 stunden waren das und ich werde warscheinlich weit mehr zeit hier verbringen, nur leider nicht mehr heute (sind ja auch nur noch 31 minuten ^^).
    ach ja, meine intention war ein danke für mühen und zeit, die diese ansammlung herrlicher zeilen gekostet haben werden!

  17. @Thomas, 22. Oktober: Die Werbeflächenverkäufer sind nicht die Journalisten, mein Freund, und die wollen weder Geld von Google noch bekommen sie es; das sind die Herren Verleger, die von Journalismus nur mal gehört haben, dass man damit richtig Kohle machen kann – vor allem, wenn man es schafft, auf immer mehr dieser lästigen Kostenstellen „Journalisten“ zu verzichten, derer einige immer noch versuchen, Qualität zu liefern und davon trotzdem Miete zu zahlen.
    Unser Werbeflächenverkäufer hat uns neulich einen Menschen vorbeigeschickt, der uns helfen sollte in Sachen SEO, Search Engine Optimisation – dieses grausame Wortungetüm bedeutet schlicht „Suchmaschinenoptimierung“, also schreiben, um in Google gefunden zu werden. Dafür nämlich sollen Journalisten ihre Online-Meldungen schreiben.
    Was dann allerdings rauskommt, wenn man eine Meldung so schreibt, dass sie bei Google recht weit oben landet, das will dann keiner mehr lesen und das hat mit Journalismus auch nichts zu tun, weil sich nicht zuletzt unschöne Wiederholungen derart häufen, dass es einen schüttelt.
    Dafür verdient der Verlag damit aber mehr, weil die Zahl der Besucher, die von Google auf die Seite kommen, steigt, und damit der Wert der Werbeflächen – und damit die Summe des Geldes, das man mithilfe des LSR weiter steigern will.
    Das ist alles ziemlich krank.

  18. Ich werf mal zwischendurch ein, wie froh und glücklich ich über diese Diskussion bin. Und bierbauch möchte ich sagen: Danke, danke, danke. Und: toller Name!

  19. Ich bin wirklich gespannt, wie Google mit solch einem LSR umgehen wird, falls es kommt. Zumindest was Google News angeht, glaube ich nicht, dass Google jeden Unsinn mitmachen würde.

    Google News ist ja werbefrei. Der Bindung an Google etc. etc. nützt das Angebot natürlich, aber wäre es für Google so schlimm, Google News in Deutschland nicht mehr im bisherigen Umfang anbieten zu können?

    Ich mag mich irren, aber ist Google News nicht geradezu ein Hilfsprojekt für Zeitungsverlage, weil die Websites der „professionellen Medien“ dort bevorzugt werden, also ganz besonders die Verlage extra Traffic erhalten, ohne (!) dass Google direkt daran verdient? So gesehen müssten die Verlage eigentlich den Betrieb von Google News aus Eigeninteresse finanzieren.

    Und was ist eigentlich mit den ganzen Social Bookmarking-Diensten, die die Zeitungen auf ihren Onlineangeboten selbst fleißig einbinden?

    Wenn man eine Weile über die Konsequenzen des Vorhabens nachdenkt, wird einem schwindelig angesichts so viel Realitätsferne.

    Was wirklich benötigt wird, ist ein Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus. Ohne Paid Content wird es nicht gehen, wer nicht für Inhalte bezahlen will, bringt die Inhalteproduzenten in eine Situation, in der sie auf Werbeumfelder angewiesen sind und aus Rücksicht auf Anzeigenkunden zurückhaltender sind, als sich die Leser das wünschen können.

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